© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

EU in der Kritik: Fragwürdige Bekämpfung von Fluchtursachen
Hektischer Aktionismus
(ob)

Seit 2015 hat die EU aus ihrem „Emergency Trust Fund for Africa“ in 26 afrikanischen Ländern 116 Projekte zur Bekämpfung von Fluchtursachen finanziert und dabei zwei Milliarden Euro ausgegeben. Eine fragwürdige Investition, die vom hektischen Brüsseler Aktionismus zeuge, aber ihr Ziel vermutlich verfehle, wie Ty McCormick, Afrika-Redakteur von Foreign Policy, kritisiert, der sich eines der Projekte angeschaut hat, eine schon wieder geschlossene Cashew-Fabrik im Süden Malis. Seine Einschätzung stützt McCormick nicht allein auf Augenschein und demographische Prognosen, die für Mali, mit seiner „in weiten Teilen korrupten Regierung“, bis 2050 eine Verdoppelung der Bevölkerung auf 45 Millionen Menschen avisieren und damit rechnen, daß im gesamten Subsahara-Afrika bis dahin 800 Millionen Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen (Welt-Sichten, 12-2017/1-2018). Noch beunruhigender seien wirtschaftswissenschaftliche Studien, die belegen, daß Armutsbekämpfung Migration kurz- und mittelfristig nicht bremst, sondern antreibt. „Entwicklungsgewinne“, so zitiert McCormick Michael Clement von der US-Denkfabrik Center for Global Development, führen daher gesetzmäßig zu „vermehrter Migration“. Sie nehme erst ab, wenn ein Land den Status eines Industriestaats mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 7.500 US-Dollar erreiche. 


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