© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Ein „erklärender Soziologe“ zur Migrationsforschung
Ethnisch sehr geschlossen
(wm)

Der Mannheimer Soziologe Frank Kalter leitet seit 2010 den deutschen Teil eines langfristigen europäischen Großprojekts zur Migrationsforschung, das noch bis 2024 fortgesetzt wird. Im Ländervergleich zwischen Deutschland und England, wo die „Politiken“ weniger, und Schweden und den Niederlanden, wo sie mehr multikulturell ausgerichtet seien, geht es um die Frage, wie sich die „Integration der zweiten Generation Migranten“ vollzieht. Als „vorläufiges Hauptergebnis“ formuliert der sich fortwährend auf seine „empirisch-analytische“ Kompetenz berufende Vertreter einer „erklärenden Soziologie“ aber nur blumige Binsenweisheiten (forschung, 4/2017). Demnach unterschieden sich Integrationsprozesse in diesen Ländern nicht voneinander und ihr langfristiger Erfolg, für den es „die eine oder andere Generation“ brauche, sei von „sozialen Hintergründen und begleitenden kulturellen Prozessen“ abhängig. „Auf Knopfdruck“ gelinge Integration daher nicht. Allerdings verrät er nicht, bei welchen Migrantengruppen die „kulturelle und soziale Integration langsamer als erwartet“ ablaufe. Was auch daran liege, daß dort die „sozialen Netzwerke ethnisch teilweise noch sehr geschlossen“ seien, wie Kalter unter Vermeidung des Unworts „Parallelgesellschaften“ klagt, die die Integration der zweiten und dritten Generation zuverlässig verhindert haben. 


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