© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Deutsche Fußballliga muß für Risikoeinsätze zahlen
Polizeiaufgaben privatisieren
Ronald Berthold

Wird der Kampf gegen Gewalt jetzt privatisiert, wie DFB-Präsident Reinhard Grindel befürchtet? Ja, der frühere CDU-Politiker hat recht – und zwar nicht erst, seit das Oberverwaltungsgericht Bremen entschieden hat, daß die Deutsche Fußball Liga GmbH für Polizeieinsätze bei Risikospielen zahlen muß. Das Gericht befreit den Staat damit von der Kernaufgabe, überall für die Sicherheit seiner Bürger einzustehen. Dafür zahlen diese Steuern – auch wenn sie in ein Fußballstadion gehen.

Die Bundesligavereine werden die Kosten auf die Eintrittskarten umlegen. Somit zahlen die Zuschauer ein zweites Mal für die Beamten. In Zeiten, in denen massenhaft Polizeiwachen geschlossen werden und Polizisten deswegen Infoblätter in Hausbriefkästen werfen, um zu erklären wie Mieter und Eigenheimbesitzer ihr Hab und Gut am besten schützen, ist das keine Überraschung mehr. Jeder, der es sich leisten kann, hat inzwischen seine Alarmanlage bei einem Sicherheitsdienst aufgeschaltet. Der Kampf gegen das Verbrechen ist an dieser Stelle längst privatisiert.

Der Staat hat den Sicherheits-Vertrag mit seinen Bürgern gekündigt. Dies fängt an der Grenze an, geht nun in der Sportarena weiter und endet an der Wohnungstür. Daß die Deutschen dafür so viel Steuern zahlen wie noch nie, macht den Vertragsbruch skandalös.