© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Rausschmiß der Woche
Knall auf Fall auf die Straße gesetzt
Christian Vollradt

Den unscheinbaren Mann, der Anfang der Woche einen gefalteten Umzugskarton über den Fußweg trägt, zierten kurz zuvor noch vier Sterne und Eichenlaub in Gold auf der Schulter. Berlins frisch entlassener Polizeipräsident Klaus Kandt muß sein Dienstzimmer räumen. „Ich arbeite vertrauensvoll mit Herrn Kandt zusammen. Ich vertraue weiterhin der Polizei und ihrer Führung“, hatte Innensenator Andreas Geisel (SPD) noch vor einem halben Jahr Journalisten der Berliner Morgenpost in den Block diktiert. Trotz der skandalösen Versäumnisse im Vorfeld des Amri-Attentats auf dem Weihnachtsmarkt, trotz des Skandals um schadstoffbelastete Schießstände oder Disziplinverstößen in der Polizeiakademie. Knall auf Fall – und offenbar ohne aktuellen Anlaß – reichte es dem sozialdemokratischen Amtschef nun aber. Und so schickte er den Polizeichef mit CDU-Parteibuch in den Ruhestand. Die nicht minder umstrittene Vize-Präsidentin Margarete Koppers indes übernimmt diese Woche ihren neuen Posten als Generalstaatsanwältin. Sie steht den mitregierenden Grünen nahe. Ein Schelm, ... – Die ohnehin überstrapazierte Schutzmannschaft der Hauptstadt steht nun ohne Spitze da. Kommissarisch führt sie der dienstälteste Polizeidirektor. Den einsamen Abgang mit dem sprichwörtlichen Pappkarton im Arm habe Kandt bei allen Fehlern und Versäumnissen im Amt nicht verdient, meinten Beobachter der Szene. Irgendwie unwürdig. Und irgendwie typisch Berlin.