© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Bitter – aber dennoch zufrieden
Österreich: Bei der Tiroler Landtagswahl punkten die Freiheitlichen nicht wie erwartet / Hoffen auf Platz in Kärnten
Lukas Steinwandter

Als am Sonntag abend die Kameras am historisch aufgeladenen Bergisel auf Markus Abwerzger und seine freiheitlichen Parteifreunde schwenken, ist die Stimmung ausgelassen. Das war aber nicht immer so in den Stunden nach der Tiroler Landtagswahl. Mit 15,5 Prozent der Stimmen konnte die FPÖ zwar um satte 6,2 Prozentpunkte zulegen, sie blieb aber unter den Erwartungen. Umfragen hatten sie vor zwei Monaten sogar bei über 20 Prozent gesehen. Daß die Wahlparty der Blauen zunächst nicht in Gang kam, lag auch am Ergebnis der SPÖ. Sie konnte sich um 3,5 Punkte auf 17,2 Prozent der Stimmen steigern und wurde zweitstärkste Kraft. Mit deutlich mehr als doppelt soviel Stimmen schnitt die ÖVP ab, nachdem sie vor fünf Jahren auf einen historischen Tiefstand gefallen war. 

Tirol bleibt damit schwarz, die Volkspartei verpaßt mit 44,3 Prozent der Stimmen zwar die absolute Mehrheit, ein Plus von fast fünf Prozent bestätigte allerdings die Linie von Ministerpräsindent Günther Platter. Dessen noch aktueller Koalitionspartner, die Grünen, verbuchten ihr Minus von 1,9 Punkten auf 10,7 Prozent als Erfolg. Damit verlieren die Grünen, die seit der Nationalratswahl im Oktober nicht mehr im Nationalrat sitzen, auch ihr Bundesratsmandat für Tirol.

„Das ist sehr bitter, aber seid nicht traurig“, tröstete der FPÖ-Spitzenkandidat Abwerzger seine Parteifreunde noch am Wahlabend. Mit einem Plus von über sechs Prozent könne man „wirklich zufrieden sein“. Und er ergänzte: „Wir sind wieder wer in Tirol.“ Bereits am ersten Tag nach der Wahl zeigte sich die Tiroler FPÖ wieder kämpferisch. Sie prüft rechtliche Schritte für eine Neuauszählung. Der Grund: Für das sechste Landtagsmandat fehlen nur 31 Stimmen. Eine Neuauszählung kann aber formal erst beantragt werden, wenn das amtliche Ergebnis nach der ersten Sitzung der Landeswahlbehörde am 15. März bekanntgegeben wird.

Bis dahin steht auch das Ergebnis der Landtagswahl in Kärnten fest. In dem durch das Hypo-Alpe-Adria-Debakel (JF 51/14) hochverschuldeten Bundesland steht die SPÖ vor einem mächtigen Sieg am kommenden Sonntag. Die Wahlkampagne der Sozialdemokraten ist auf Spitzenkandidat und Landeshauptmann Peter Kaiser zugeschnitten. Die jüngste Umfrage sieht ihn und seine Partei bei 44 Prozent. Mit 20 Punkten deutlich abgeschlagen auf Platz zwei liegt die FPÖ. Für die Blauen gilt es vor allem, sich nach der Schlappe von 2013 einigermaßen zu erholen. Damals waren sie auf 16 Prozent der Stimmen abgesackt. Die Grünen könnten aus dem Landtag fliegen. Bestätigen sich die Umfragen, hätte die FPÖ seit der Nationalratswahl in drei Landtagswahlen zugelegt. Eine weitere Chance, diesen Trend zu festigen, bietet dann die Landtagswahl in Salzburg Ende April.