© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Haltungsnote
Sprachlich ausgeschlossen
Lukas Steinwandter

Nach dem Ausscheiden der Briten aus der Europäischen Union werden nur noch rund fünf Millionen EU-Bürger englischer Muttersprache sein. Deutsch dagegen ist die Muttersprache von etwa 90 Millionen. Da würde es sich doch lohnen, Dokumente des EU-Parlaments von der ersten Minute an in deutscher Sprache zur Verfügung zu stellen. Daß genau das aber nicht geschieht, prangert der EU-Parlamentsabgeordnete Arne Gericke von den Freien Wählern an. Dabei sei man dies allen interessierten Bürgern und betroffenen Verbänden, Mittelständlern oder Kommunalvertretern schuldig. „Alles andere ist eine klare Benachteiligung“, kritisiert der Mecklenburger in einem Brief an Parlamentspräsident Antonio Tajani. Nur große Lobbyverbände und Unternehmen könnten sich entsprechende Mitarbeiter oder gar ein Büro in Brüssel leisten, um fremdsprachige Dokumente zu übersetzen und nah dran zu sein am Gesetzgebungsprozeß des EU-Parlaments. Der mecklenburgische Maschinenbauzulieferer etwa hat diese Möglichkeit sicherlich nicht. Das bedeutet: Er wird von der Gesetzgebung ausgeschlossen, muß sie später aber umsetzen. Deutsche Mittelständler bleiben außen vor, obwohl sie das Rückgrat der Wirtschaft jenes Landes sind, das am meisten in die EU einzahlt.