© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/18 / 09. März 2018

Zeitschriftenkritik: Die Neue Ordnung
Alte und alternative Achtundsechziger
Werner Olles

Mit dem neomarxistisch-revolutionären Traditions- und Kulturbruch des Jahres 1968 und seinen Folgen befaßt sich der Dominikaner Wolfgang Ockenfels in seinem Vorwort zur aktuellen Ausgabe (Heft 1, Februar 2018) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Die Neue Ordnung. Es sei ein „schwieriges Geburtstagskind“, dem nun zum 50. Wiegenfest gratuliert werde: „Nur noch naiv und weltfremd“ klingen seine pseudoreligiösen Verheißungen politischer Emanzipation von Unterdrückung und Ausbeutung, die pathetischen Beschwörungen des „neuen Menschen“ in einer „neuen Gesellschaft.“ Eine Lanze bricht Ockenfels für die „Frankfurter Schule“, auf die sich heute kaum einer der damals Progressiven berufe, weil sie – wie Theodor W. Adorno – auf eine gefährliche „Dialektik der Aufklärung“ aufmerksam machten und die Selbstverwirklichungsphrasen kritisierten, während Max Horkheimer die Demontage gesellschaftlicher Institutionen, vor allem von Ehe und Familie, zuwider gewesen sei. Nicht zu vergessen sei der Philosoph Hans-Georg Gadamer, dem die „fanatische Verunglimpfung der Mutterschaft ein Greuel war“.

Tatsächlich habe sich „der antiautoritäre Habitus der intellektuellen Avantgarde bis zur Unkenntlichkeit „in jene regimetreue Herrschaftsergebenheit verkrustet, die durch Political Correctness und mediale Propaganda krampfhaft ihrer alten Privilegien zu konservieren versucht“. Wenn dann auch noch eine rührige Opposition sich Protestformen aneigne, die damals das öffentliche Terrain behaupteten, sei diese Übernahme natürlich aus Sicht der früheren Krawallmacher und Gewalttäter kränkend und unverzeihlich. Doch verdienten die neuen alternativen 68er „schon deshalb Aufmerksamkeit, weil sie argumentativ besser gewappnet seien als jene, die sie gedankenlos ausgrenzen“. 

Einen „moraltheologischen Blick auf neue Sicherheitsprobleme“ wirft Franz-Josef Bormann in seinem Beitrag „Migration und terroristische Angriffe“. In der sogenannten Flüchtlingskrise hätten weder das Parlament, die Massenmedien oder die Kirchen ihr kritisches Wächteramt wahrgenommen. Besonders „enttäuschend und demokratietheoretisch schädlich“ nehme sich die Berichterstattung der (Print)-Medien aus, die mit ihrer emotionalisierten und naiven Befeuerung einer „Willkommenskultur“ den Eindruck einer „politisch gelenkten Berichterstattung“ weckten und so zu einer „fortschreitenden Polarisierung des gesellschaftlichen und politischen Klimas“ beitrügen. Daniel Führing hebt in seinem Beitrag „Katholische Soziallehre, AfD und Österreich“ hervor, mit welch unredlichen Methoden versucht werde, Parteien wie die AfD und die FPÖ zu dämonisieren. Weitere Beiträge befassen sich mit der „Islamischen Endzeitgewalt im Radikalismus“ (Hans-Peter Raddatz) und der „ecclesia militans“ (Michael Fiedrowicz), die sich auf Benedikt XVI. berufen könne: „Wenn es keinen Kampf gibt, gibt es kein Christentum.“ 

Kontakt: Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V., Simrockstr. 19, 53113 Bonn. Das Einzelheft kostet 5, Euro, ein Jahresabo 25 Euro. 

 www.die-neue-ordnung.de