© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

Parteitag des Front National
Fragliche Neuerfindung
Friedrich-Thorsten Müller

Mit Spannung wurde der 16. Parteitag des Front National erwartet. Er sollte nicht weniger als der vorläufige Schlußpunkt unter dem Projekt „Entteufelung des FN“ sein und war als „Neugründung“ der Partei angekündigt. Institutionell wurde per Satzungsänderung tatsächlich aufgeräumt. Die eigentlich auf Lebenszeit verliehene Ehrenpräsidentschaft des FN-Gründers Jean-Marie Le Pen wurde einkassiert. Darüber hinaus verschob Überraschungsgast Steve Bannon mit seinem Auftritt den Akzent vom Nationalismus hin zur Globalisierungsgegnerschaft. Marine Le Pen verklärte dieses Thema gar zum Kampf von bodenständigen Menschen gegen vagabundierendes Kapital und Massenmigration. 

Ob das in Verbindung mit der geplanten Namensänderung zum „Rassemblement national“ aber reichen wird, wie geplant neue Allianzen mit dem bürgerlichen Lager zu schmieden und Regierungspartei zu werden, bleibt zumindest fraglich. Zu hart ist dafür auch in Zukunft der Anti-EU-Kurs, zu realitätsfern die Wirtschaftspolitik, die an der Rente mit 60 festhalten möchte. Aber zumindest eines steht nach dem perfekt inszenierten Parteitag fest: Marine Le Pen ist auch weiterhin die unumstrittene Chefin der Partei, und die Mitglieder dürften ihr bei der nun folgenden Mitgliederbefragung kaum die Zustimmung zur Namensänderung verweigern – selbst wenn es aufgrund möglicher Rechtsstreitigkeiten noch zu einem anderen Parteinamen kommen sollte.