© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

Grüße aus San Francisco
Autsch, das tut weh!
Elliot Neaman

PayPal-Gründer und Trump-Anhänger Peter Thiel verläßt das Silicon Valley und zieht nach Los Angeles. Das ist keine weltbewegende Nachricht, hat aber hier in San Francisco Wellen geschlagen, zumal Thiel als Begründung anführte, das liberale San Francisco sei ihm zu intolerant und „sklerotisch“. Nicht zukunftsfähig? Autsch, das tut weh, denn wir sind  stolz auf unsere Pioniermentalität. 

Für die Linke gilt Thiel seit jeher als bête noire. Der gebürtige Deutsche wuchs in Afrika und Kalifornien auf. Die strenge Disziplin an seiner Grundschule im namibischen Swakopmund, wo Schüler Uniform tragen mußten und Ungehorsam mit Prügelstrafen geahndet wurde, prägte ihn fürs Leben und machte ihn zum überzeugten Libertären, der sich jeglicher Reglementierung und Konformität widersetzte. 

Konservative heißen Thiels Protest gegen den Einfluß des Silicon Valley willkommen.

Mit der Gründung von PayPal und frühen Investitionen in Facebook brachte er es zum Milliardär und investierte seitdem mit Vorliebe in verschiedene umstrittene Projekte. Getreu seiner Überzeugung, daß ein Universitätsstudium reine Zeitverschwendung sei, fördert seine gemeinnützige Stiftung junge Menschen, die ihr Studium abbrechen, um statt dessen als Existenzgründer innovative Ideen zu verwirklichen. Seine bislang schwerste libertäre Sünde jedoch war die Wahlkampfspende in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar für Trump. 

Konservative Gesinnungsgenossen heißen Thiels Umzug als überfälligen Protest gegen den Einfluß der im Silicon Valley ansässigen High-Tech-Unternehmen willkommen. Auch unter führenden Vertretern der US-Wirtschaft macht sich die Einsicht breit, daß diese Kritik an der Silicon-Valley-Kultur nicht unberechtigt ist. 

In den USA bilden Tech-Riesen wie Amazon, Facebook, Microsoft, Netflix, LinkedIn und Dutzende weitere mittlerweile den mächtigsten Wirtschaftssektor in den USA. Thiel warnt, daß staatliche Maßnahmen gegen diesen Einfluß früher oder später unvermeidlich werden – Stichwort Facebook und die Überwachung seiner Geschäfts-praktiken infolge der Vorwürfe einer Einmischung Rußlands in den US-Wahlkampf. 

Die Eliten im Silicon Valley, so Thiel, seien auf die bevorstehende Abrechnung vollkommen unvorbereitet. Sowenig sie geneigt sein mögen, auf die Warnungen eines abgedrehten Libertären zu hören, wären die High-Tech-Magnaten dennoch gut beraten, die Lehren aus dem Schicksal der Ölbarone vor hundert Jahren zu beherzigen.