© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

Angst vor Geistern
Kino: „Winchester – Das Haus der Verdammten“
Claus-M. Wolschlag

Die Zwillinge Michael und Peter Spierig wurden 1976 in Buchholz in der Nordheide geboren und zogen im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern nach Australien. Dort wurden sie zu durchaus erfolgreichen Drehbuchautoren und Regisseuren. Ihre Arbeiten schwanken indes qualitativ. Auf den Zombie-Streifen „Undead“ (2003) folgten die Science-fiction-Filme „Daybreakers“ und „Predestination“, zuletzt dann  2017 der Splatterstreifen „Jigsaw“.

Der neueste Film der Spierig-Brüder dürfte eher zu deren schwächeren Produkten zählen. Dies vor allem, weil er zwar als solider Gothic-Streifen beginnt, dann aber sein ganzes Potential in einem auf Horror-Action getrimmten Finale verspielt. Offenbar haben Mut und Phantasie gefehlt, um der Geschichte eine ungewöhnliche und zugleich schlüssigere Auflösung zu bescheren. Eine ordentliche schauspielerische Leistung wird letztlich ebenso verschenkt wie die stimmige Atmosphäre.

Das Winchester-Haus existiert tatsächlich

„Winchester – Das Haus der Verdammten“ erzählt eine klassische Spukhaus-Geschichte. Der dem Suff verfallene Arzt Eric Price (Jason Clarke) wird von der Geschäftsführung der Waffenfirma Winchester beauftragt, den Geisteszustand der Hauptanteils-eignerin Sarah Winchester (Helen Mirren) zu untersuchen. Die Witwe des einstigen Firmenchefs hat sich in ein riesiges abgelegenes Haus in der Nähe San Franciscos zurückzogen, das sie ständig umbaut. Geister scheinen in dem Haus zu leben.

Interessant an dem Film der Spierig-Brüder ist vor allem dieser Hinweis auf die bauliche Komponente. Das Winchester-Haus in San José existiert nämlich wirklich und gilt als eine der bekanntesten Architektur-Skurrilitäten. Von 1884 bis 1922 baute die Millionen-Erbin Sarah Winchester an dem Anwesen. Die 161 Räume, darunter 40 Schlafzimmer, sind teils durch Geheimgänge verbunden. Hinter manchen Türen befinden sich Wände, eine Treppe führt erst hinab, dann wieder hinauf, eine andere endet in der Decke. Es wird erzählt, daß Sarah Winchester aus Angst vor den Geistern der durch Winchester-Gewehre Getöteten ihr Haus in ein Labyrinth verwandelt und täglich in einem anderen Zimmer übernachtet habe.

Diese Legende greift der Film der Spierig-Brüder auf. Leider aber gerät die Auflösung zu konventionell.