© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

Umwelt
Tunesische Verhältnisse
Volker Kempf

Mit über 5,5 Millionen deutschen Touristen jährlich war die Türkei eines unserer wichtigsten Urlaubsländer – in diesem Jahr würden sich die dortigen Hotels schon über drei Millionen Gäste freuen. Ein Tauchgang mit dem Schnorchel konnte in den achtziger Jahren unweit von Izmir vom klaren Wasser zeugen, ein Blick über den Meeresgrund offenbarte allerdings auch ein „Meer“ von Toilettenpapier. In den 1990er Jahren verbesserte sich der Umweltschutz, die Gästezahlen stiegen. Begründete Terrorangst und eine anhaltend schlechte Presse haben die Buchungszahlen seit 2015 selbst in den abgeschirmten All-inclusive-Ressorts von Antalya dramatisch einbrechen lassen – zur Freude anderer Sonnenziele.

Eine „Grüne Polizei“ kann Umweltstrafen von umgerechnet 100 Euro verhängen.

Ein Profiteur ist Tunesien. Hier machen aber nicht nur Islamisten, sondern auch illegal entsorgter Müll am Straßenrand offensichtlich große Probleme. Und seit der Jasminrevolution von 2011 ist es noch viel schlimmer geworden. Eine neue „Grüne Polizei“, die Strafen von umgerechnet 100 Euro verhängen, kann soll das in den Griff bekommen – allerdings mit bislang wenig Erfolg. Der Umweltzustand wird laut einer Studie der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung zwar auch von 72 Prozent der Tunesier als schlecht bewertet, aber nur 0,6 Prozent sehen darin eine vordringliche Herausforderung. Während in Deutschland 80 Prozent des Mülls recycelt würden, seien es in Tunesien acht Prozent. Das sollte bei der Massenzuwanderung aus Nordafrika zu denken geben. So manchem Dachdecker eröffnet sich mit Blick in entsprechende Hinterhöfe ein Bild des Schreckens. Was sagen die grünen Multikulturalisten dazu? Nichts. Und was ist daran „grün“? Auch nichts. Für Grüne gibt es kein Argument, auch kein „grünes“, um an der Massenzuwanderung zu rütteln. Das „Wunschdenken“, wie es Thilo Sarrazin in seinem gleichnamigen Buch ansprach, hat viele Facetten, und es ist grenzenlos.