© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Provokant ja, aber bitte nicht zu rechts
INSA-Umfrage: Über die AfD gehen die Meinungen zwischen Allgemeinheit und Anhängern auseinander / Fans für Regierungsbeteiligung
(Insa, vo)

Die Regierung steht, die AfD ist die größte Oppositionsfraktion im Bundestag. Ein guter Anlaß, danach zu fragen, wie die Deutschen diese Konstellation beurteilen, aber auch, welche Schlüsse sie daraus für die Zukunft möglicherweise ziehen. Im Auftrag der JUNGEN FREIHEIT hat sich das Meinungsforschungsinstitut Insa umgehört, wie die Wähler die Parlamentsneulinge ein halbes Jahr nach der Wahl beurteilen, und ob die Partei möglicherweise ihr Wählerpotential vergrößern könnte.

Mehr als ein Viertel aller Befragten finden es gut, daß die AfD im Deutschen Bundestag vertreten ist (28 Prozent). Im Osten sind es sogar noch ein bißchen mehr (31 Prozent). Wenig überraschend: Fast alle befragten AfD-Wähler finden es gut, daß die AfD im Bundestag ist (97 Prozent). Bei den Anhängern der restlichen Parteien finden es 39 Prozent der Wähler der FDP, 24 Prozent der Wähler der Linkspartei, 19 Prozent der Unions-Wähler, 13 Prozent der SPD-Wähler und zwölf Prozent der Wähler der Grünen gut, daß die AfD im Bundestag vertreten ist.

Immerhin 21 Prozent der Befragten fänden es gut, wenn die AfD zur nächsten Bundestagswahl 2021 eine Regierungsbeteiligung auf Bundesebene anstrebt, und 22 Prozent fänden es gut, wenn die AfD dafür von anderen Parteien in Betracht gezogen wird. 87 Prozent der befragten AfD-Wähler fänden beide Szenarien gut, bei den potentiellen AfD-Wählern liegt dieser Anteil bei 75 Prozent. Deutlich mehr als ein Drittel aller Befragten (38 Prozent) gibt an, daß sich die AfD ihrer Meinung nach künftig stärker vom rechten Rand abgrenzen sollte. Im Osten (inklusive Berlins) wünschen sich das noch mehr (43 Prozent). Unter denen, die die AfD gewählt haben, ist dieser Wunsch noch stärker: 45 Prozent von ihnen wünschen sich mehr Abgrenzung nach rechts außen. Und von den potentiellen AfD-Wählern, die befragt wurden, bejahen sogar mehr als die Hälfte (59 Prozent) diese Frage.

Parteichef Gauland mit höchstem Bekanntheitsgrad  

Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei der Frage, wie die Partei sich präsentiert: Elf Prozent aller Befragten geben an, daß die AfD mit ihrem derzeitigen Wahlprogramm für sie als Wahloption in Frage kommt und daß sie auch das provokative Auftreten der Partei gut finden. Zehn Prozent der Befragten würden die AfD in Betracht ziehen, wenn diese weniger provokativ auftreten würde, sie kämen dann als potentielle Wähler zusätzlich hinzu. Unter den aktuellen Wählern  der AfD geben die Befragten zu mehr als zwei Dritteln (67 Prozent) an, daß sie das provokative Auftreten der AfD gut finden, während für 30 Prozent die AfD auch dann noch als Wahloption in Frage kommt, wenn die Partei weniger provokativ auftreten würde. Wie sehen es die, für welche die AfD grundsätzlich als Wahloption in Frage kommt? Hier geben etwas mehr (47 Prozent) an, die Partei käme für sie weiterhin  in Frage, wenn sie weniger provokativ auftreten würde. 45 Prozent meinen, daß sie das provokative Auftreten der AfD gut finden.

Recht unterschiedlich werden auch führende Protagonisten der Partei von den Befragten bewertet. Als am häufigsten glaubwürdig wird Partei- und Fraktionschef Alexander Gauland (16 Prozent) eingeschätzt, gefolgt von der Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel (14 Prozent) und Parteichef Jörg Meuthen (12 Prozent). Bei Alexander Gauland liegt jedoch auch der größte Anteil aller Befragten,  die  ihn  als  unglaubwürdig  einstufen:  dies  meint  eine  Mehrheit  (51 Prozent). Sehr deutlich unterscheidet sich davon das Stimmungsbild, wenn man ausschließlich die Wähler der AfD befragt. Auch von ihnen wird Alexander Gauland am häufigsten als glaubwürdig eingeschätzt (72 Prozent), auch hier gefolgt von Alice Weidel (67 Prozent) und Jörg Meuthen (60 Prozent). 

Thüringens Partei- und Fraktionsvorsitzender Björn Höcke, bekanntester Exponent des nationalkonservativen „Flügels“ wird von 39 Prozent als glaubwürdig eingestuft. Den Berliner Georg Pazderski, Gesicht der Liberal-Konservativen, halten 38 Prozent AfD-Wähler für glaubwürdig. Ein Drittel der befragten Anhänger der AfD findet Björn Höcke unglaubwürdig (33 Prozent). Georg Pazderski indes ist unter ihnen der Unbekannteste: fast ein Drittel kennt ihn nicht (32 Prozent).

Nimmt man von den befragten AfD-Wählern nur diejenigen, die eine Glaubwürdigkeitseinschätzung zu den Politikern angegeben haben, liegen Jörg Meuthen, Alexander Gauland und Alice Weidel in der positiven Bewertung fast gleichauf (85, 86 und 85 Prozent). 77 Prozent schätzen Georg Pazderski als glaubwürdig ein. Mit deutlichem Abstand finden 54 Prozent Björn Höcke glaubwürdig. 

(Grafiken siehe PDF)