© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Philosophie in Deutschland: Europas Identität – dadaistisch definiert
Lustlose Totalstagnation
(dg)

Vom „lebendigen und realitätsgesättigten Denken“ haben sich die 1.000 akademischen Philosophen in Deutschland verabschiedet. Stattdessen triumphiere der Konformismus des „wattierten Denkens“, wie Wolfram Eilenberger, Gründer und langjähriger Herausgeber des Philosophie Magazins, in einem wütenden Rundumschlag gegen jenes „Denkbeamtentum“ höhnte, das sich aus „stiller Verzweiflung“ in „irrelevante Selbstbespiegelung“ und „lustlose Totalstagnation“ zurückgezogen habe (Die Zeit, 10/2018). Eine folgerichtige innere Emigration, denn international werden ihre Aufsätze in deutschen Fachzeitschriften kaum noch rezipiert. Die Realitätsferne, die Rudolf Brandner schon 2015 als „Kollaps der Universitätsphilosophie“ diagnostizierte, bringt gerade jene Sektionen des Faches in Verruf, die als „praktische Philosophie“ im politischen Raum sinnstiftende Orientierung anbieten. Deren lebensfremde, sinnfrei-dadaistische Textproduktion, zuvörderst in den Sparten „Migrationsethik“ und „Kosmopolitismus“, bestätigt fast täglich Eilenbergers Vorwürfe. Wie etwa ein Versuch des an der katholischen Privathochschule Vallendar „philosophische Ethik“ dozierenden Holger Zaborowski zur „Identität Europas“ (Universitas, 12/2017): Europa sei „die Vielfalt des Lebens in Europa“, das es sich aber nicht in „oft zu eng gezogenen Grenzen allzu bequem“ machen dürfe. 


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