© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Haltungsnote
Freie Geister, freie Meinungen
Gil Barkei

Wie fragil die neue GroKo ist und wie groß insgeheim die Antipathien ihrer Mitglieder untereinander sind, bewies nur einen Tag nach Amtsantritt der Regierung die SPD-Fraktionsvizevorsitzende Eva Högl. In einem später hastig gelöschten Tweet schimpfte sie gegen CDU und CSU, diese sollten „mal die widerlichen ‘Lebensschützer*innen’ in der Union in den Blick nehmen“. 

Dafür hagelte es von vielen Seiten massive Kritik, unter anderem auch vom Leiter des Bild-Parlamentsbüro, Ralf Schuler. In einem Online-Kommentar sprach er von einem „politischen Offenbarungseid“, der ein Licht auf die Kooperationsfähigkeit der GroKo werfe, und auf Politiker, die sich sonst gerne „in Fragen der Debatten-Kultur über Parlaments-Neulinge erheben“. Dieser Meinungsbeitrag muß Schuler wichtig gewesen sein, denn auf Facebook deutet er Gegenwind bei Bild an. „In der Redaktion wollte man das Thema Lebensschutz, das übrigens auch in der SPD starke Verfechter hat, eher raushalten, um nicht zu klerikal zu erscheinen“, schrieb er auf seinem Profil. Ein Journalist, der öffentlich seine Zeitung mal ein wenig zurechtstutzt – ein seltener Schritt auf dem richtigen Weg des Abbaus verkrusteter Gesellschaftsmuster, gerade in Redaktionen.