© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/18 / 30. März 2018

Moralische Aufrüstung
Sachbuch: In einer Neuerscheinung wird die Abschaffung der Banken gefordert
Richard Stoltz

Bitte, mehr auf die Ahnen hören! Schon Adam Smith lehrte im achtzehnten Jahrhundert: Eine Bank zu zerschlagen, bringt überhaupt nichts. Man sollte vielmehr im Bedarfsfall diejenigen, die darauf  sitzen, davonjagen. Er spielte damit ironischerweise auf den mittelalterlichen Brauch an, Bankhaltern, denen das Wechselgeld ausging, ihre „Bank“, nämlich den Tisch, auf dem üblicherweise  die Münzen lagerten, kaputtzuschlagen. Das, so würde man heute sagen, sei durch und durch kontraproduktiv.

Kontraproduktiv ist auch das Buch von Jonathan McMillan, das jüngst im Campus Verlag, Frankfurt am Main, erschien: „Das Ende der Banken. Warum wir sie nicht brauchen“. Und noch viel kontraproduktiver ist die Rezension des Buches in der an sich wirtschaftsfreundlichen Neuen Zürcher Zeitung. Ja, sagt deren Autor, wir brauchen die Banken wirklich nicht mehr, ein „komplett neues Finanzsystem ohne Banken“ muß her, „und zwar schnell“. Wie das neue System aussehen soll, sagt der Rezensent nicht.

Kompletter Unsinn wird da geredet. Faktisch jede schöpferische, fruchtbringende Tat benötigt, außer dem Täter selbst, „Investoren“, also finanzielle Unterstützer, und was liegt näher, als diese Notwendigkeit zu institutionalisieren, sie von staatlichen oder großmäzenatischen Einflüssen halbwegs unabhängig zu machen? 

Die Bank aber ist diese Institution, eine großartige Menschheitserfindung, die allerdings auch leicht korrumpiert werden kann und deshalb von ihren Besitzern nicht nur fachliche, sondern auch erstrangige moralische Qualitäten erfordert.

Nicht die Banken, sondern die Bankiers sind (heute wie eh und je) das Problem. Sie bedürfen dringend der moralischen Aufrüstung. Als Vorbilder können ihnen Bankiers wie Alfred Herrhausen und Jürgen Ponto dienen, moralisch untadelige Meister ihres Fachs, die freilich beide von 68er-RAF-Terroristen  ermordet wurden.