© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/18 / 30. März 2018

Leserbriefe

Zu: „Doppelstandards“ von Moritz Schwarz, JF 13/18

Beratung: Die Lizenz zum Töten

Gerade die eher links orientierten Politiker von Rot über Grün bis hin zu Merkel-Schwarz ereifern sich gerne über „rechtslastige“ Äußerungen, die sie gerne in die braune, nationalsozialistische Ecke schieben. Nebenbei: Wird Rot und Grün gemischt, kommt Braun heraus (subtraktive Farbmischung, die man mit jedem Malkasten ausprobieren kann). In der NS-Ideologie gab es den Begriff „Euthanasie“ für „lebensunwertes Leben“. 96 Prozent aller in Deutschland vorgenommenen Abtreibungen geschehen aus der „sozialen Indikation“ heraus, und das in einem Land, das sich höchster sozialer Standards rühmt. Der „Beratungsschein“ wird zum Erlaubnisdokument für die Vernichtung eines als „lebensunwert“ angesehenen Kindes im Mutterleib. Wer einem Embryo, also einem Menschen im Entstehen, sein Lebensrecht zubilligen will, wird von Frau Eva (nach der Urmutter benannt!) Högl als „widerlicher Lebensschützer“ bezeichnet. Ich frage mich, wen ich da jetzt in die braune Nazi-Ecke stellen muß?

Dr. phil. Friedrich Lederer, Bad Reichenhall






Zu: „Kurdischer Knoten“ von Jürgen Liminski, JF 13/18

Es war doch eine Siegesrede

Bei der konkreten Schlacht von Canakkale hatten 1915 nicht die Briten und Franzosen der Türkei respektive dem Osmanischen Reich eine Niederlage bereitet, sondern die von Winston Churchill geplante Besetztung der Dardanellen scheiterte unter hohen Verlusten besonders der australischen und neuseeländischen Hilfstruppen an der von Mustafa Kemal Pascha geführten und von deutschen Truppen unterstützten 19. türkischen Armeedivision. Anderenfalls hätte Erdogan dort keine Siegesrede gehalten.

Dr. Jürgen Becker, Wittlich






Zu: „Provokant ja, aber bitte nicht zu rechts“, JF 13/18

Zeugnis politischer Reife

Es ist gut, daß die repräsentative Umfrage des Insa-Instituts mehr Klarheit schafft, wo die AfD-Wähler und -Anhänger relativ zur Gesamtbevölkerung ihre Partei sehen wollen. Das Ergebnis ist ein gutes Zeugnis für die politische Reife der AfD-Anhänger: Ja, die Partei soll rechts sein, aber sich von Rechtsradikalen oder gar Rechtsextremen fernhalten. Nur mit einem seriösen, rechts-demokratischen Kurs kann die AfD die anderen Parteien vor sich her treiben und die Fehlentwicklungen in der Republik korrigieren. Mit plumpen Schreihälsen oder Radikalinskis, die in braune Fettnäpfchen treten, geht das nicht. Es ist bezeichnend, daß die Wähler Björn Höcke als den am wenigsten vertrauenswürdigen unter den prominenten AfD-Politikern einschätzen. Dies zeigt, wohin die Partei gehen, vor welchen Fallen und Fehlern sie sich hüten muß.

Dr. Peter Müller, München






Zur Meldung: „Kindergarten läßt Ostern ausfallen“, JF 13/18

Falsch verstandene Toleranz

Pfarrer Herbert Walter hat vollkommen recht. Es sind oft Einheimische, die unsere Kultur kaputtmachen. Denn leider gibt es immer mehr Leute, die aus falsch verstandener Toleranz oder aus Haß auf die Kirche, oder einfach aus Ignoranz oder Blödheit, unsere christlichen Wurzeln verleugnen. Man kann den Kindern ja gerne zeigen, daß es auch andere Bräuche gibt. Doch erst mal ist wichtig, daß sie unsere jahrhundertealte Kultur und Bräuche kennenlernen und verinnerlichen. Wer seine Wurzeln nicht kennt, der schwebt irgendwo in unserer globalisierten Welt ohne Bindung und Heimat. Es ist für die Integration sicher nicht hilfreich, wenn wir unsere Religion zur reinen Privatsache machen, zumal beim expansiven Selbstverständnis des Islam. Dort, wo wir uns religiös oder kulturell zurückziehen, werden sich über kurz oder lang andere breitmachen. 

Für viele ist Weihnachten gleichbedeutend mit Geschenken und Ostern mit Eiern. Doch nur weil der Sinn christlicher Feste für viele immer mehr verschwindet, muß dieser nicht noch mutwillig zerstört werden. Und nicht zu vergessen: Die Kinder freuen sich oft schon wochenlang auf das Ostereiersuchen. Diesen Spaß sollte man ihnen nicht nehmen oder durch irgend etwas Fremdes ersetzen. Entweder ist Frau Bittner nicht für ihren Job geeignet oder, falls der Befehl dazu von oben kam, die ganze Führung der Arbeiterwohlfahrt ist ungeeignet.

Thomas Münch, München






Zu: „Postsowjetische Mischung“ von Jörg Schierholz, JF 13/18

Einige Ungenauigkeiten

Der bulgarische Dissident Georgi Markow starb 1978 nicht durch eine mit Ricin getränkte Regenschirmspitze, sondern ihm wurde mit dem Regenschirm ein ricingefülltes Kügelchen injiziert. Künstliche Nervengifte wurden erst in den 1940er Jahren im Zuge der Insektizidforschung entwickelt (Organophosphate). Entsprechend gab es auch im Ersten Weltkrieg zwar den Einsatz von Giften (Chlor, Phosgen, Senfgas), nicht aber von Nervengiften. Schwermetalle sind bestenfalls randständig Nervengifte. Bei den Eingeweiden des Kugelfisches hoffe ich, daß es nur ein grammatikalischer Lapsus ist – bei Verzehr der Innereien hätten wir einen signifikaten Anstieg der Todesfälle in Japan.

Rainer Fischer, Halle/Saale






Zu: „Kanada ist kein Vorbild“ von Karl Heinzen, JF 13/18

Gefährlicher Stimmenfang

Zu den Ansichten von Frau Strack-Zimmermann wäre auf einen Bericht aus dem Journal of the American College of Cardiology von 2017 hinzuweisen. Demnach ist Cannabis der weltweite Spitzenreiter unter den am häufigsten konsumierten Drogen. Wie Cannabis und kardiovaskuläres Risiko zusammenhängen, untersuchten Wissenschaftler anhand einer Gesundheitsdatenbank. Sie identifizierten 210.700 Patienten, die zwischen Oktober 2012 und September 2016 Cannabis konsumiert hatten. Im Vergleich zur anderen Kontrollgruppe hatten sie eine um 44 Prozent höhere Inzidenz von Herzinfarkten. Besonders hoch war das Risiko dabei für junge Cannabiskonsumenten. Gegenüber der Kontrollgruppe trugen 25- bis 29jährige ein mehr als dreifach höheres Risiko für Herzinfarkte, 30- bis 34jährige ein fast fünfmal höheres Risiko. 

Ich unterstelle der FDP-Politikerin, mit ihren gesundheitsgefährdenden Ansichten auf Stimmenfang bei jungen Wählern zu gehen. Der Vergleich mit Alkohol und fettigen Chips hinkt. Ein Übel mit einem anderen zu vergleichen ist nicht redlich. Der gesetzlich versicherte Patient hat das Recht, sich selbst zu schädigen. Selbstmord, ob mit fettigen Chips, Alkohol oder Cannabis, ist nicht strafbar. Die Kosten trägt die (sogenannte) Solidargemeinschaft.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen






Zum Schwerpunktthema: „Wie weiter mit Putin?“, JF 12/18

Zeit für Mitleidstränen

Es mag weitaus schwieriger sein, Putins Hacker (oder Giftmischer?) zu einem Interview zu überreden als eine Frau Kosubek, die ein staatliches russisches Auslandsprogramm wie RT-Deutsch moderiert. Auch der unvoreingenommenste Leser, der noch nie von diesem Sender gehört hat, wird nach den ersten Zeilen die Weisheit bestätigt finden: Wes Brot ich eß’, des Lied ich sing’. Wer sich schmunzelnd bis zum Interviewende durchgequält hat und liest, die Russen seien vom Zerfall der UdSSR und vom Vordringen des Westens „traumatisiert“, kann die Mitleidstränen kaum zurückhalten, weil sich ja offensichtlich dieses „kollektive Empfinden“ wie von einem Deus ex machina inszenierten Unheil über Rußland gelegt hat – und nicht etwa von Putin („Der Zusammenbruch der Sowjettunion war die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“!) seinen Untertanen täglich eingebleut worden ist. 

Der Beitrag von Fasbender (Rubrik Pro & Contra) läßt indes staunen: Werden hier doch Ursache und Wirkung verwechselt. Nicht Washington provoziert Rußland, sondern Putin versucht permanent Keile in die westliche Welt zu treiben, um sich als starker Nationalist zu profilieren und von inneren Problemen abzulenken. Bernd Posselts Appell, der Putinschen Einkreisungslegende zu widersprechen und die Rückfälle Moskaus in den Kalten Krieg nicht zu verharmlosen, wie es Fasbenders und Platzecks Deutsch-Russisches Forum betreiben, ist ohne Einschränkung zu unterschreiben.

Dirk Jungnickel, Berlin






Zur Meldung: „VW muß Islamist weiterbeschäftigen“, JF 12/18

Ein Urteil, das sprachlos macht

Allein die Überschrift macht sprachlos. Wäre der Beklagte einer, der „schon länger hier lebt“ und gar noch AfD-Mitglied, hätte jedes Gericht VW Recht zugesprochen – ohne 65.000 Euro Abfindung.

Dr. Reinhard Bock, Marktredwitz






Zu: „Auf Messers Schneide“ von Jörg Kürschner, JF 12/18

Dynamische Kapitalvernichtung

Toll, endlich haben wir wieder Grund, auf einen äußerst dynamischen Außenminister stolz zu sein. Kaum daß sein Amtseid, in dem er übrigens tatsächlich geschworen hat, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, verklungen war, saß er schon im Flieger nach Paris, um bei seinem Antrittsbesuch bei Macron endlich dafür zu sorgen, daß wir unser vieles unnützes Geld aus dem Überschuß des Bundeshaushalts sinnvoll in Europa verteilen können. Mehr EU-Bürokratie ... jawohl, her damit! Weniger nationales Selbstbestimmungsrecht über die eigenen Finanzen ... weg damit, brauchen wir nicht! Souveränität des eigenen demokratisch gewählten Parlaments ... wozu, ist nur hinderlich beim Ausverkauf der eigenen nationalen Interessen! 

Überhaupt, „nationale Interessen“, das ist doch völlig aus der Zeit gefallen, oder? Weiter so, Deutschland, bitte nicht aufwachen, es gibt noch viel zu tun beziehunsweise zu verschlafen, um endlich ganz unten anzukommen.

Heinz Jürgen Leusch, Zell/Mosel






Zu: „ Pankraz, H. Thielicke und die Predigt des Herzens“, JF 12/18

Er hatte schon damals Wirkung

Es fasziniert immer wieder, wie Pankraz, als würde er von einem guten Geist geführt, stets zum passenden Zeitpunkt an Menschen und Gedanken erinnert, die gegenwärtigen Verirrungen Grundsätzliches entgegensetzen. Indem er nun Lebenshaltung und Denken Helmut Thielickes beleuchtet, zeichnet Pankraz elegant und vernichtend zugleich ein Gegenbild zu Erscheinungsformen in Gesellschaft, Kultur und Kirche, die uns heute belasten. 

Positiv gewendet wäre deshalb zu sagen: Wer heute auf Thielickes Bücher zurückgriffe, beispielsweise auf „Mensch sein, Mensch werden“, könnte von dessen gedanklicher und sprachlicher Lebendigkeit erfaßt werden. Für den, der sich in einem Kreislauf von Empörung und Resignation gefangen fühlt, wäre Thielicke in seiner erfrischenden Grundsätzlichkeit ein gutes Gegenmittel. Das konnte ich schon als Schüler erproben, als Thielicke zu gelegentlichen Beiträgen für unsere Schülerzeitung gewonnen wurde. Er machte tatsächlich mit und er hatte Wirkung.

Manfred Brunner, München






Zu: „Das Versagen der Intellektuellen“ von Marc Jongen, JF 12/18

Wirkliche Nazis verharmlost

Marc Jongen weist darauf hin, daß der „schleichende Verrat von Intellektuellen“ besonders tragisch sei, „weil er zerstöre, was er zu retten meine“. Das ist überall zu beobachten: Man kämpft auf der Buchmesse gegen rechte Verlage und errichtet dabei sinnbildlich neue Scheiterhaufen für Bücherverbrennungen, man wittert bei jeder lächerlichen Gelegenheit Nazis und verharmlost so deren wirkliche Verbrechen, ächtet Antisemitismus, holt sich aber jede Menge neuen ins Land, pocht bis zur Übertreibung auf Gleichberechtigung und Quoten, drückt aber beide Augen zu bei jeglicher Frauenverachtung, wenn sie von muslimischer Seite kommt, geht für Religionsfreiheit auf die Barrikaden und päppelt gleichzeitig deren erbitterte Gegner. In der Tat: Diese Schizophrenie kann nur in einer „autoimmunisierten Blase“ gedeihen.

Dr. Ursula Schneider, Bendorf






Zu: „Die Gewaltbereiten werden mehr“ von Hinrich Rohbohm, JF 11/18

Deutschland den Krieg erklärt

Das kommende Übel, das diese Überschrift verheißt, war für mich bereits Ende der 1970er Jahre absehbar, als der Führer der weitverbreiteten Islamistenvereinigung Millî Görüs, Cemaleddin Kaplan, in einer Hetzrede in einem Stadion in Köln vor mehr als 10.000 fanatisch johlenden Türken Deutschland den Krieg erklärte: „Dieses Land nehmen wir uns, und die ungläubigen Schweine (die Deutschen) jagen wir aus dem Land!“ Die Aktivitäten des Deutschenhassers Kaplan blieben ohne Konsequenzen. Eine Abschiebung dieses Asylanten wurde aus unerfindlichen Gründen durch liberale Politiker in NRW und die Schutzvereinigung krimineller Asylanten, „Pro Asyl“, verhindert. Ich habe damals mit Polizeiführern mehrerer Bundesländer über die Perspektive dieses dümmlich liberalen Rechtsstaates, der radikale kriminelle Islamisten gewähren läßt, diskutiert. Zu einer öffentlichen Aussage war keiner bereit – aus Angst, als rechtsradikal zu gelten. Auch fand sich kein Journalist, der bereit war, dieses Thema aufzugreifen. Im gleichen Zeitraum wurde mir durch polizeiliche Arbeitsgruppen bekannt, daß die PKK Monat für Monat etwa 50 in allen Kampftechniken ausgebildete Kämpfer in die Bundesrepublik als Asylanten einschleust. Entsprechende Berichte an das BMI blieben ohne Resonanz. 

Die anhaltende illegale Zuwanderung von Islamisten zielt darauf ab, hier einen Islamstaat zu etablieren. Beim Salafismus meine ich, daß es hier bereits Merkmale gibt, die eine Einstufung als terroristische Vereinigung möglich machen sollten.

Siegfried Reichinger, Kriminaldirektor a.D., Mainstockheim