© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

Ausweisungskrieg mit Rußland
China ist die größere Gefahr
Jürgen Liminski

Die Antwort war spiegelbildlich, und das ist eine gute Nachricht. Putin hat Gleiches mit Gleichem vergolten, er will den kleinen Ausweisungskrieg zwischen Moskau und dem Westen nicht eskalieren lassen. Auch Washington und den Verbündeten ist daran nicht gelegen. Die Strategen wissen: Die größte Gefahr für den Weltfrieden geht mittelfristig vom Imperialismus Pekings aus. 

Der Kreml will respektiert werden als Großmacht, seine asymmetrische Kriegführung in der Ostukraine und seine offene Kriegführung in Nahost sind deshalb natürlich nicht gerechtfertigt. Peking bekundet: China will zur Weltmacht Nummer eins aufsteigen, erst wirtschaftlich, dann militärisch. Man weiß aber seit Sun Tsu, daß der Sieg mehr vom Zustand des Feindes abhängt als vom eigenen. Die Russen hält man für schwach, es gilt Helmut Schmidts Urteil von Rußland („Obervolta mit Atomraketen“). Der Westen, insbesondere Amerika, hat dagegen noch Reserven.

Beiden muß gezeigt werden, daß der Westen nicht so schwach ist, wie man glaubt. Zunächst dem Kreml: Angemessene Härte und gleichzeitig Dialogbereitschaft war das Signal in diesem Schlagabtausch per Diplomatenkick. Mit den Briten wird es noch ein wenig weitergehen – weil die Inselleute sich gern überschätzen. Um so wichtiger ist, daß Berlin für alle Seiten berechenbar bleibt.