© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

CD-Kritik: Alcyona – Trailblazer
Minsker Frühling
Jörg Fischer

Vor hundert Jahren erklärte Weißrußland erstmals seine Unabhängigkeit. Präsident Alexander Lukaschenko feierte den 25. März aber nicht als „Tag der Freiheit“, der 63jährige trauert der Sowjetunion nach. Seine Nostalgie hat aber auch Positives: klassische Bildung wird weiterhin großgeschrieben.

Nicht nur die IT-Branche, auch Musiker profitieren von ihrer soliden Ausbildung: Victor Smolski, der Sohn eines Komponisten und Musikprofessors, war 15 Jahre Gitarrist der Ruhrgebietsmetaller Rage und Gründer des Lingua Mortis Orchestra. Seine neue Band Almanac mischt Power Metal mit Klassik (JF 3/18). Alcyona, ein Minsker Nachwuchsquintett, wandelt auf Nightwish-Spuren. Nach zwei Singles und dem Ohrwurm-Video „Enchantment“ ist nun mit „Trailblazer“ das erste Album erschienen. Sieben der zehn überragenden Stücke stammen aus der Feder von Tastenvirtuosin Natalia Malei, drei von Bassist und Sänger Ewgenij Malei – darunter das russisch gesungene „My Spring“.

Das auch als Video arrangierte Fünf-Minuten-Abschlußstück beweist nochmals zudem die Qualität von Gitarrist Nikolai Sidorewitsch und Ausnahmesängerin Olga Terentyeva, die viel mehr als eine blonde Tarja-Turunen-Kopie ist. „Trailblazer“ dürfte für alle Symphonic-Metal-Anhänger die Platte des Jahres werden: Es gibt keine Ausfälle, jedes einzelne Lied ist ein kleines Meisterwerk.

Alcyona Trailblazer Pride & Joy Music 2018  vk.com