© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

Frisch gepresst

Künstliche Intelligenz. Unbeeindruckt vom 1989 ausgerufenen „Ende des utopischen Zeitalters“ (Joachim C. Fest) erging sich die Elite der Neurowissenschaftler zur Jahrtausendwende schon wieder in phantastischen Zukunftsvisionen. Versprochen wurde eine Gesellschaft, die nicht mehr unter Krebs und Demenz leiden, in der ein gesundes Durchschnittsalter von 100 Jahren erreicht werde. Die Wissenschaftsjournalistin Manuela Lenzen begleitet diesen Utopismus seit bald zwanzig Jahren mit publizistischer Kritik in FAZ und NZZ sowie in populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie Gehirn & Geist und Bild der Wissenschaft. Ihr Buch über „Künstliche Intelligenz“ (KI) zieht die Summe dieser intensiven Beschäftigung mit den Zukunftswissenschaften, die das „Mängelwesen Mensch“ (Arnold Gehlen) durch intelligente Computersysteme verbessern, wenn nicht gar ersetzen wollen. Was hier Science- fiction bleiben wird, was menschliches Zusammenleben, Arbeit, Privates, Politisches, schon jetzt radikal umgestaltet, darüber orientiert Lenzens fundierter, didaktisch vorzüglich klarer, nur vielleicht etwas zu optimistischer Überblick über die aktuellen Entwicklungen der KI-Forschung. (ck)

Manuela Lenzen: Künstliche Intelligenz. Was sie kann & was uns erwartet. Verlag C. H. Beck, München 2018, gebunden, 272 Seiten, 16,95 Euro





Bienen. Wer ist Herr Bien? Eine Kinderbuchfigur? Nein, das ist der Fachbegriff für den Superorganismus der Bienenvölker. Seit Jahrtausenden leben sie in einer Symbiose mit den Menschen. Doch während die Menschheit unaufhörlich wächst, droht den Bienen nicht nur in Deutschland der „Ökozid“: durch Monokulturen von lukrativen Futter- und Energiepflanzen, Varroamilben oder Pestizide von Chemiekonzernen, die „bestimmen, was in der Landwirtschaft geschieht“, wie der Schriftsteller und Filmemacher Timm Koch schreibt. „Der Mensch will nicht begreifen, daß Naturschutz Selbstschutz bedeutet“, denn einem Drittel der Pflanzen dienen die Bienen als Bestäuber. Roboterbienen können sie nicht ersetzen. Mit Herzblut schildert der Bienenliebhaber die Imkerei auf fünf Kontinenten. Kritischer sieht Koch das Geschäft mit den Hummel-Bestäubungsdiensten, „ohne die etwa der Tomatenanbau unter Glas oder Folie heutzutage undenkbar wäre“. (fis) 

Timm Koch: Herr Bien und seine Feinde. Vom Leben und Sterben der Bienen. Westend Verlag, Frankfurt 2018, gebunden, 220 Seiten, 20 Euro