© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

Umwelt
Forscher helfen Maja
Volker Kempf

Als Karel Gott 1976 die „kleine, freche, schlaue Biene Maja“ besang, flogen noch viele kleine Honigbienen (Apis mellifera) über deutsche Blumenwiesen. Heute klagen Imker über ein Bienensterben. Die EU hat daher den Einsatz der Insektizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam reglementiert. Das leuchtet ein. Doch ist alles einerlei? Die Chemieindustrie läßt forschen. Einige Mittel aus der Klasse der Neonicotinoide wirken toxischer als andere. Wie kommt das? Forscher ermittelten, daß jene Insektizide besonders schädlich sind, die zusätzlich auch bestimmte Abwehr­enzyme der Bienen hemmen. Dadurch können sie das Gift nicht mehr abbauen, bevor es Schaden im Körper anrichtet, berichtet die Zeitschrift Natur (4/18).

„Honigbienen sind tausendmal weniger anfällig für Thiacloprid als für Imidacloprid.“

Neonicotinoide galten lange als unbedenklich, mittlerweile gelten sie für Honigbienen, Hummeln und weitere nützliche Bestäuberinsekten als schädlich. Die Substanz bewirkt eine Störung der Orientierung der Insekten, ihrer Partnerfindung und Fortpflanzung. „Honigbienen sind tausendmal weniger anfällig für Thiacloprid als für Imidacloprid“, erklärt Chris Bass, Professor für Insektenkunde an der University of Exeter. Woran das liegen könnte und welche Rolle Wechselwirkungen mit weiteren Pestiziden wie Fungiziden spielen, hat Bass untersucht. Das neu gewonnene Wissen um diese Enzyme und ihre Wirkung kann helfen, negative Wechselwirkungen zu minimieren, zeigen sich die Forscher optimistisch. Auf Honig ließe sich verzichten, für die Agrarwirtschaft und das gesamte Ökosystem sind Bienenpopulationen jedoch überlebenswichtig. Differenzierung und sparsamer Einsatz sind Schritte in die richtige Richtung. Wirtschaftliche Interessen beleben die Forschungsfreude. Aber auch Sendungen wie „Biene Maja“ lassen Gleichgültigkeit für dieses Insekt nicht aufkommen. Anders bei den Schnaken, wer vermißt ihre Saison etwa im Rheinwald? Auch hier hat die chemische Industrie geholfen, das sollte bedenken, wer sie eilfertig verteufelt.