© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Marie-Thérèse Kaiser ist zur Sprecherin der Hamburger Anti-Merkel-Demos geworden
Die Schöne und das Biest
Wolfgang Meerkatz

Sie ist das neue Gesicht der Hamburger Gegen-Merkel-Demonstrationen. Ihr Gesicht ist es auch, mit dem Marie-Thérèse Kaiser ihr Geld verdient. Die 21jährige arbeitet als Fotomodel und studiert Luxusmarken-Management, ihr Freund ist Inhaber eines Geschäfts für Maßanzüge. Inzwischen nimmt sie regelmäßig an den Demos teil, die seit wenigen Wochen jeden Montag in der Hansestadt stattfinden (JF 9/18). Jeweils mehrere hundert Teilnehmer aus ganz Norddeutschland bis hin nach Berlin reisen an, um mit Transparenten und „Merkel muß weg!“-Rufen den Rücktritt der Raute zu fordern. 

Aufgewachsen ist die resolute Kanzler-Kritikerin in Sottrum bei Bremen. Schon als Schülersprecherin des örtlichen Gymnasiums stand Kaiser dort im Mittelpunkt des Interesses. Später gewann sie einen Schönheitswettbewerb als Miss Norderney. Kommt die grazile Gegnerin Merkels aus einem politischen Haushalt? Ausgerechnet in der CDU war ihre Mutter bis vor kurzem noch Mitglied. Jetzt hat sie die Union verlassen, wegen Merkel. Inzwischen begleitet sie ihre Tochter zu Veranstaltungen der AfD, bei der der Nachwuchs Mitglied ist. 

Marie-Thérèse Kaiser ist aber nicht nur montags in Hamburg regelmäßig mit von der Partie. Auch bei den aus dem Umfeld ihrer Partei initiierten sogenantnen Frauendemos (JF berichtete mehrfach) ist die Unerschrockene meist in der ersten Reihe direkt hinter dem anführenden Transparent zu finden. In Hamburg wurde sie zum Aushängeschild, nachdem sich die Gründerin der Demos, Uta Ogilvie, nach einem Farbanschlag der sogenannten Antifa zurückgezogen hatte.

Denn Ogilvie gewann zwielichtige Mitstreiter, wie den ehemaligen Leibwächter des glücklosen Innensenators Ronald Schill, die es in den sozialen Medien übernahmen, die Werbetrommel für die Montagsdemos zu rühren. Und so gesellten sich schnell Leute aus einem rechtsradikalen Milieu zu der Veranstaltung, was die gewaltbereite Antifa auf den Plan rief. Wer mit einigen der Demonstranten ins Gespräch kommt, erfährt, daß es ihnen oft weniger um Merkel, sondern um Front gegen das „System“, die Amerikaner, die Bilderberger und das Finanzkapital geht, deren Marionette Merkel nach Auffassung einiger der Demonstranten ist.

Auch wenn nicht vergessen werden darf, daß auch auf linken und etlichen Demonstrationen der „Mitte“ Extremisten (von links) mitmischen. Marie-Thérèse Kaiser muß sich vorwerfen lassen, als Feigenblatt einer Initiative zu dienen, die zwar zu Beginn bürgerlich war, inzwischen aber sichtlich in höchst fragwürdige Hände geraten ist. Dennoch verwahrt sie sich gegen die Einschätzung des Landesverfassungsschutzes, Rechtsradikale organisierten die Demonstrationen: „Ich lasse mich von nichts und niemandem instrumentalisieren, sondern vertrete nur meine ureigenen Interessen“, zeigt sich Kaiser unbeirrt.