© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Zeitschriftenkritik: Die Mark Brandenburg
Deutsch-russische Verhältnisse
Felix Krautkrämer

Gerade weil das deutsch-russische Verhältnis derzeit belastet erscheint, ist es notwendig, sich einmal wieder auf die verbindenden Elemente der beiden Länder zu besinnen. Genau das hat die aktuelle Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Die Mark Brandenburg getan. Unter der Überschrift „Russen in Brandenburg“ widmet sich das reich bebilderte Heft geschichtlichen und aktuellen Aspekten des deutsch-russischen Verhältnisses. Einleitend skizziert der emeritierte Osteuropa-Historiker Karl Schlögel die Spuren, die die Russen in Berlin hinterließen und auch gegenwärtig noch hinterlassen: sei es an Zeitungskiosken, die russische Zeitungen anbieten, oder auch im KaDeWe, wo reiche Russen besonders gern einkaufen.

Der Ausgangspunkt dieses „russischen Berlins“ liegt, abgesehen von diplomatischen Beziehungen des 18. und 19. Jahrhunderts, in der Emigrationswelle nach der russischen Revolution 1917 begründet. Berlin war eines der bevorzugten Ziele der von den Bolschewisten verfolgten russischen Intellektuellen und ehemaligen Staatsbediensteten. Zeugnis der Geschichte und Gegenwart der Russen in Berlin sind nicht zuletzt die Friedhöfe, auf denen sich zahlreiche russische Gräber befinden, von denen eine Auswahl der bekannteren unter ihnen in einem eigenen Beitrag thematisiert wird. Der Friedhof der russisch-orthodoxen Gemeinde in Berlin-Tegel steht dabei im Mittelpunkt.

Ein Aspekt des Zusammenlebens von Russen und Brandenburgern findet sich im Beitrag zur russischen Kolonie Alexandrowka in Potsdam, verfaßt von dem dafür zuständigen Denkmalpfleger Andreas Kalesse, sowie in dem Aufsatz der Slawistin Elisabeth Heresch über die dynastischen Beziehungen zwischen den Romanows und den Hohenzollern.

Den eher dunklen Seiten des deutsch-russischen Verhältnisses sind ebenfalls zwei Beiträge gewidmet. Im Jahr 1945 begannen für die Brandenburger die sogenannten „russischen Jahre“, die auch von Gewalt und Willkür geprägt waren. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten „Speziallager“, in denen die Sowjets ohne rechtsstaatliche Grundlage ihnen unliebsame Deutsche inhaftierten. Einer der bekanntesten Häftlinge war der Schauspieler Heinrich George, der im September 1946 völlig entkräftet im Lager Sachsenhausen starb. Nach offiziellen Angaben kamen allein von den etwa 120.000 inhaftierten Zivilisten mindestens 40.000 Gefangene um.

Mit Gründung der DDR im Jahre 1949 übergaben die Sowjets die Hoheit über die ehemals sowjetisch besetzte Zone an deutsche Kommunisten. Die sowjetischen Truppen blieben dennoch bis 1994 im Land stationiert. In den Folgejahren entwickelte sich ein positives deutsch-russisches Verhältnis, was nicht zuletzt auch auf die Unterstützung bei der Wiedervereinigung zurückzuführen ist und was es über diplomatische Krisen und sonstige politische Verwerfungen hinaus zu bewahren gilt.

Kontakt: Die Mark Brandenburg – Verlag für Regional- und Zeitgeschichte, Rahnsdorfer Straße 26, 12587 Berlin. Das Einzelheft kostet 6 Euro, ein Jahresabonnement (vier Ausgaben) 24 Euro.

 www.die-mark-brandenburg.de