© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

CD-Kritik: Christa Ludwig
Primadonna altra
Jens Knorr

Sie ist einfach die Beste“, schloß einst Leonard Bernstein seine Eloge auf Christa Ludwig. Für die zum 90. Geburtstag der Sopranistin am 16. März erschienene CD-Box hat man bei Warner die originalen Zusammenstellungen ihrer Liedaufnahmen, die sie zwischen 1957 und 1972 für die EMI gemacht hat, und, verkleinert, die originalen Gestaltungen der Schallplattenhüllen, beibehalten.

Die elf CDs bieten historische Zeugnisse einer Interpretationsauffassung von Gesangsliteratur des 19. Jahrhunderts, ins 20. ausfransend, die selber noch tief im 19. Jahrhundert wurzelt. Sie bieten bis ins Klangbild hinein authentisch reproduzierte Zeugnisse sowohl sorgfältiger Detailarbeit als auch wohldurchdachter Gesamtkonzeptionen der einzelnen Alben, deren einige mit dem Namen des legendären Produzenten Walter Legge verbunden sind. Und da die CD längere Spielzeit als die Schallplatte ermöglicht, konnten die Programme hie und da durch bisher unveröffentlichtes Material ergänzt werden.

Kein Hörer der Liedaufnahmen von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler und nun auch von Wolf, Weber und Berg wird sich dem unverwechselbaren Timbre der Prachtstimme Christa Ludwigs entziehen können, dem hart erschufteten Anschein von Mühelosigkeit und stimmlichem Überfluß, der kalkuliert absichtslosen Ausdruckstiefe – einfach die Beste.

Christa Ludwig Die vollständigen Liedaufnahmen Warner Classics 2018  www.warnerclassics.com