© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Absagen der Islamverbände: Institut für Islamische Theologie in der Warteschleife
Ausgebremste Akademisierung
(wm)

Als Mediävist hat sich Michael Borgolte stets alle Mühe gegeben, den mittelalterlichen Islam zum Kulturbringer zu verklären, ohne den das Abendland nicht Fahrt in Richtung Aufklärung hätte aufnehmen können. Ein solches Geschichtsbild empfahl den heutigen Emeritus für die Rolle des Gründungsbeauftragten des an der Humboldt-Universität Berlin geplanten Instituts für Islamische Theologie, das zum Wintersemester 2018/19 seine Pforten öffnen sollte. Daraus wird nun vorerst nichts, da vier von fünf islamischen Verbänden, deren Vertreter im Beirat des Instituts Sitz und Stimme haben sollten, nach einjährigen Verhandlungen ihre Unterschrift unter eine Kooperationsvereinbarung verweigerten (FAZ vom 4. April). Für die Frankfurter Islamforscherin Susanne Schröter war dieses Desaster absehbar. Denn die „von Ankara gesteuerten, extrem konservativen Verbände“, darunter Ditib und der Zentralrat der Muslime in Deutschland, wollen keinesfalls über Beiräte, sofern sie sie nicht dominieren können, eingebunden werden, um sich an der gefürchteten „Akademisierung des Islam“ zu beteiligen (Die Zeit vom 15. März). Das hölzerne Eisen eines „liberalen, aufgeklärten Islam“ werde es mit diesen Verbänden nicht geben, wie die jüngsten Wahlen zum Ditib-Vorstand zeigten, für den eigens aus Ankara eingeflogene türkische Staatsbeamte erfolgreich kandidierten. 


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