© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

„Echo“-Verleihung
Moralische Kapitulation
Thorsten Hinz

Die „Echo“-Verleihung an die Gangster-Rapper Kollegah und Farid Bang ist das Symptom eines Gezeitenwechsels. Die Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ ist nicht unbedingt antisemitisch; widerwärtig und eine Verhöhnung der Opfer ist sie auf jeden Fall! Nebenbei verspottet sie den für die BRD-Identität zentralen Auschwitz- und Antisemitismus-Diskurs.

Derartige Aussagen ziehen sonst Verfahren wegen Volksverhetzung nach sich, oder zumindest Aufrufe zum totalen Boykott. Die Frage, warum Farid Bang und Kollegah erlaubt ist, was andere vor den Kadi bringt, findet eine Antwort im Migrations- beziehungsweise muslimischen Hintergrund der beiden. Für sie ist die Erzählung vom islamophoben Deutschen die Lizenz zum Pöbeln.

Die Islamophobie-Keule ist ein Kind des Auschwitz-Diskurses, der Forderungen nach Zuzugsbegrenzung und Leitkultur unter NS-Verdacht stellte. Groß und selbständig geworden, schickt sie sich an, Vatermord zu begehen. Die Demographie verleiht ihr die Schlagkraft. 

Das Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“, aus dem die Skandal-Zeile stammt, hat sich schon mehr als 200.000mal verkauft. Dort heißt es auch: „Und zeugen einen Hurensohn in jeder deutschen Großstadt.“ Die Entscheidung der Jury zeugt von Geschäftssinn, von moralischer Kapitulation und von Furcht.