© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Der Wahlkampf ist ein langer ruhiger Fluß
Vor der Landtagswahl in Salzburg: Der ÖVP wird ein haushoher Wahlsieg vorhergesagt / FPÖ mit jungem Gesicht
Verena Rosenkranz

Wer glaubt, die österreichische Hauptstadt Wien sei „anders“, wie der Volksmund oft betont, der hat noch keinen Landtagswahlkampf im Bundesland Salzburg gesehen. Das gebirgige und durch Täler verwinkelte Ländchen treibt nämlich in nahezu allen grundlegenden Punkten, die auf Bundesebene einheitlich sind, eigene Blüten.

Dort werben die Grünen ungeniert mit blonden und blauäugigen Mädchen in Tracht für die eigene Heimat. Die ansonsten überall im Rekordtempo bei Umfragen wieder nach oben geschnellte ÖVP wird ausgerechnet bei der Jugend verschmäht, und gleich zwei freiheitliche Bewegungen konkurrieren miteinander. Während bei der Landtagswahl 2013 die ÖVP – damals noch weit entfernt von einer „Liste Kurz“ – von 36,5 auf 29 Prozent abstürzte und die Grünen mit 20,2 Prozent die FPÖ (17 Prozent) hinter sich ließen, könnte sich diese Konstellation am 22. April ändern. Dann wählt das nur 550.000 Einwohner zählende Bundesland seinen Landtag.

Den Umfragen zufolge wackelt eine erneute schwarz-grüne Koalition. Einerseits weil die Grünen auch hier mit einer Wahlschlappe wie zuvor in Niederösterreich und Tirol rechnen müssen und andererseits, da auch die verjüngte ÖVP von Kleinparteien Konkurrenz bekommen könnte. So etwa von der erstmals unter neuer Führung antretenden FPÖ, von den linksbürgerlichen Neos sowie vom ehemals freiheitlichen Urgestein Karl Schnell, der mit einer eigenen Liste, der Freien Partei Salzburg (FPS), antritt. Schnell war von 1992 bis 2013 Vorsitzender der Salzburger FPÖ, wurde jedoch im Juni 2015 vom Bundesparteivorstand unter Leitung von Heinz-Christian Strache aus der Partei ausgeschlossen. Dieser hatte Schnell Führungsschwäche, mangelnde Kooperationsbereitschaft sowie parteischädigendes Verhalten vorgeworfen. Ein Großteil der Abgeordneten, Mitarbeiter und Unterstützter hielten dem bekannten Arzt jedoch die Treue.

Die FPÖ-intern als „Jungtalent“ gehandelte 25jährige Marlene Svazek, die im Januar FPÖ-Generalsekretärin wurde, übernahm in Folge die Reste der Freiheitlichen Partei in Salzburg. Einer Umfrage des Grazer Meinungsforschungsinstituts GMK zufolge kann die FPÖ mit 18 Prozent rechnen, die FPS abgeschlagen nur mit zwei. Die ÖVP lag Mitte März bei 40 Prozent, die SPÖ bei 21, die Grünen bei elf und die Neos bei sechs Prozent.

Verbal haben alle Parteien einen kleinen gemeinsamen Grundkonsens: So schreiben sich – bis auf die Kommunistische Partei Österreichs – den Schutz der Heimat auf die Fahnen. Die 58jährige grüne Spitzenkandidatin Astrid Rössler, welche die Wähler durch eine 80-Stundenkilometer-Beschränkung auf der Stadtautobahn verärgerte, will den Heimat-Begriff nicht den „Rechten“ überlassen. Die Public-Relations-Fachfrau Svazek bedient die allgemeine Ausrichtung ihrer Partei. Sie will erstmals die 20-Prozent-Marke in Salzburg durchbrechen. Hauptsache Wiedereinzug ist für die Freie Liste das oberste Ziel.

„Tradition“ und „Schutz der Heimat“ stehen auch bei ÖVP und SPÖ im Programm. Das Bundesland muß seine bodenständigen und ländlichen Bewohner eben dort abholen, wo sie stehen. Und das ist oft in naturbelassenen Gegenden, deren Gepräge vom Tourismus bedroht wird. Das ist in verschlafenen Kleinstädten, in denen seit 2015 erfolglos versucht wird, syrische und afghanische Jungmänner zu integrieren. Und wo die Geschäftsleute auf dem Weg in den Supermarkt noch schnell den Trachtenjanker überwerfen.