© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

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„Echo“ an Rapper-Duo schlägt weiter Wellen

BERLIN. Die Kritik an der Verleihung des Deutschen Musikpreises „Echo“ an die Rapper Kollegah (33) und Farid Bang (31) hält an. Ihnen wird Antisemitismus vorgeworfen. Aus Protest gegen die Preisvergabe haben der für sein Lebenswerk mit einem Echo geehrte Musiker und Grafiker Klaus Voormann sowie die Gewinner des Echo-Klassik-Nachwuchspreises im Vorjahr, das Berliner Notos Quartett, angekündigt, ihre Auszeichnungen zurückzugeben. Der Sänger Peter Maffay forderte auf seiner Facebook-Seite die Verantwortlichen zum Rücktritt auf. Das Rapper-Duo war vergangenen Donnerstag in Berlin in der Kategorie Hip-Hop/Urban National für das Album „Jung, brutal, gut aussehend 3“ ausgezeichnet worden. In ihrem Lied „0815“ heißt es: „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen.“ Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte die Auszeichnung der beiden eine Schande. Der Bundesverband Musikindustrie und die Jury hätten das historische Erbe Deutschlands völlig ausgeblendet, kritisierte Schuster laut der Rheinischen Post: „Daß die Verantwortlichen der Musikindustrie für solche Texte unter dem Deckmantel der Kunst- und Meinungsfreiheit einen Freifahrtschein erteilen, ist ein Skandal.“ Die Jury hätte die beiden „gar nicht erst nominieren dürfen“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann,  dem Handelsblatt. Der designierte Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erklärte in einem Interview mit der Bild-Zeitung, daß solche Zeilen die Kunstfreiheit mißbrauchten: „Es ist sehr problematisch, daß damit auch noch Hunderttausende junger Menschen erreicht werden. Einer renommierten Veranstaltung wie der Echo-Preisverleihung ist das nicht würdig.“ Der Bundesverband Musikindustrie hatte zuvor erklärt, die Entscheidung des Echo-Beirats, das Duo nicht von der Nominierung auszuschließen, sei eine „mehrheitliche Entscheidung im Sinne der Kunstfreiheit“ gewesen. Sie sei aber verknüpft gewesen „mit klarer Mißbilligung der Sprache und der in dem Song getroffenen Aussagen sowie mit dem Appell, dieses Thema auf breiter gesellschaftlicher Front öffentlich zu diskutieren“. Inzwischen kündigte der Verband an, die Kriterien für die Echo-Verleihung zu überarbeiten. Bisher werden sie gemessen an den Verkaufszahlen vergeben. (JF)

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