© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/18 / 27. April 2018

Blick in die Medien
Ritual der Empörung
Tobias Dahlbrügge

Der Mitteldeutsche Rundfunk ist eine betuliche Anstalt, in der alles seinen öffentlich-rechtlichen Gang geht. Doch nun wurde der Sender Ziel eines Shitstorms wegen „Rassismus“. Was war passiert? Der MDR-Sachsen wollte vergangene Woche eine Live-Radiodiskussion über Politische Korrektheit führen. Eingeladen waren neben Frauke Petry und Peter Hahne auch zwei Vertreter der Linkspartei, die sich schon darauf gefreut hatten, die „Politische Korrektheit“ als bösen „Kampfbegriff der Rechten“ zu entlarven.

Ohne Blick auf den Zusammenhang tobte die Meute, bis die Sendung abgeblasen wurde.

Doch dazu kam es nicht, denn die Redaktion bewarb die Sendung auf Twitter mit dem Untertitel „Darf man heute noch ‘Neger’ sagen?“ Huch, haben die wirklich das Wort „Neger“ verwendet? Und schon brach der Empörungs-Orkan mit Haß-Stärke 12 los. Völlig „indiskutabel“, schimpften die Linke Kerstin Köditz und der Politologe Robert Feustel, die ihre Teilnahme an der Diskussion umgehend absagten.

Zunächst reagierte der Sender noch cool. „Bitte lesen Sie sorgfältig und nicht nur die Überschrift. Dann haben Sie die Chance, den Inhalt der Sendung vollständig zu erfassen“, hieß es souverän auf der Internetseite. Nun rastete der Medien-Mob völlig aus – die Meute verbiß sich blindwütig ins Rassismus-Hosenbein und ließ nicht mehr los, bis die Verantwortlichen sich auf den Rücken warfen, die Kehle hinhielten und die Sendung kurzerhand absagten.

Nächster Schritt des Rituals: Der Hörfunk-Chef des MDR zog das Büßergewand an und räumte öffentlich ein: „Wir haben einen Fehler gemacht.“ Und mit Asche auf dem Haupt: „Wir danken denen, die uns sensibilisiert haben.“ Mea maxima culpa!

Die politisch korrekten Randalierer beklagten auch, der Sender habe keine Menschen eingeladen, die von Rassismus betroffen seien. Das ist allerdings wahr: So schwer wäre es ja wohl nicht gewesen, ein paar Deutsche aus einem Ausländerviertel ins Studio zu holen.