© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

CD-Kritik: Johann Vesque von Püttlingen
Vertonte Gedichte
Sebastian Hennig

Johann Vesque von Püttlingen (1803–1883) bewährte sich wie sein Zeitgenosse Franz Grillparzer als ein treuer k. u. k. Staatsbeamter. Daneben komponierte er sechs Opern, von denen vier am Kärntnertortheater Erfolg hatten, und zahlreiche Liedkompositionen. Er hatte Kontakt zu vielen deutschen Tonsetzern und war auch Franz Schubert in dessen letzten Jahren vertraut. Da er anders als der geniale Freund sehr vermögend geheiratet hatte, schrieb er gleich für die Aufführung im eigenen Salon. Seiner eindrucksvollen Tenorstimme verdankt sich ein Teil des zeitgenössischen Ruhms der Lieder.

Eines seiner Hauptwerke ist die Vertonung des Gedichtzyklus „Die Heimkehr“ aus Heinrich Heines „Buch der Lieder“. Tatsächlich hat er alle 88 Gedichte komponiert und damit einen der umfangreichsten Liedzyklen überhaupt geschaffen. Caroline Jahns hat nun die schönsten dieser Lieder eingesungen und wird dabei von Hedayet Jonas Djeddikar auf dem Klavier begleitet. Was Carl Loewe für Berlin, das ist von Püttling für das München jener Tage. Entsprechend mehr ironisch als heroisch sind die Gedichte und etwas kapriziöser ihre musikalische Einkleidung. So sehr uns das Gefühl jener Jahre, mit der äußerlichen Trennung von offizieller und privater Meinung in unserer Situation nahegeht, so reizend klingen diese Lieder nun an unser Ohr.

Johann Vesque von Püttlingen In bester Gesellschaft Thorofon (Bella Musica), 2018  www.bella-musica-edition.de