© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Forschungen zur Geschichte Spaniens unter dem Islam
Kein goldenes Zeitalter der Toleranz
(wm)

Die „Convivencia“, Spaniens mittelalterliche Epoche des angeblich „friedlichen Zusammenlebens“ von Christen, Juden und Muslimen, fehlt in keiner multikulturellen Traditionserfindung. Was wirklich dran ist am Mythos vom  „goldenen Zeitalter der Toleranz“, wollten jetzt Wissenschaftler der Max-Planck-Institute (MPI) für ethnologische Forschung (Halle) und Wissenschaftsgeschichte (Berlin) wissen. Eher wenig, denn es gab unter dem vom frühen 8. Jahrhundert bis 1492 auf der Iberischen Halbinsel herrschenden Islam allenfalls „Perioden des Friedens“. Von „Gleichwertigkeit“ hätten die als „Schutzbefohlene“ geduldeten Christen und Juden ohnehin nur träumen können. Immer wieder kam es zu religiösen Verfolgungen wie dem Massenmord an Granadas Juden (1066). Insoweit bestätigen die MPI-Forschungen das Standardwerk „Communities of Violence“ (1996) des US-Historikers David Nirenberg, der sich als Externer am MPI-Projekt beteiligt (Max Planck Forschung, 4-2017). Auch in der spanischen Exklave Ceuta, dessen Bevölkerungsstruktur heute noch an – wegen der christlichen Dominanz über Juden und Muslime allerdings umgekehrte – „Convivencia“-Verhältnisse erinnert, sei kein „multikulturelles Idyll“ entstanden. Ethnisch und religiös klar getrennt, leben die Einwohner allenfalls nebeneinander. Spannungen seien daher an der Tagesordnung. 


 www.mpg.de/mpforschung