© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Umwelt
Ökologe und Patriot
Volker König

Die Unabhängigen Ökologen Deutschlands und die Herbert-Gruhl-Gesellschaft haben ihr bekanntestes Ehrenmitglied verloren: Wie erst jetzt bekannt wurde verstarb am 19. April in seinem Heimatort Stegen (Schwarzwald)Herbert Pilch. Geboren am 13. Februar 1927 im ostpreußischen Wehlau, studierte er ab 1947 Sprachwissenschaften. Nach Stationen in Kiel und an der Yale University erhielt Pilch 1961 eine Professur an der Uni Freiburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1995 Anglistik, Keltologie und Phonetik lehrte. Seine Passion für die keltische Kultur, den Regionalismus und die Natur führten ihn zur Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) des Ex-CDU-Umweltpolitikers Herbert Gruhl, die dieser 1982 als Reaktion auf die Linksdrift der Grünen gegründet hatte. Herbert Pilch war bei der Europawahl 1989 Spitzenkandidat der damals konservativen ÖDP.

Herbert Pilch kämpfte gegen die Ver-McDonaldisierung – egal ob in Natur oder Kultur.

Als auch diese Partei dem linksliberalen Zeitgeist huldigte, verließ Pilch mit Gruhl die ÖDP und wurde 1993 Vorsitzender der Unabhängigen Ökologen. „Wir kämpfen gegen die Ver-McDonaldisierung der Welt, egal ob in Natur oder Kultur, wir sind Ökologen und sonst nichts“, war das Motto von Pilch. Das bedeute, politische Probleme in ihren ökologischen Zusammenhang zu stellen: „Der seines ökologischen Seins bewußte Mensch ordnet sich freiwillig in die irdischen und kosmischen Kreisläufe ein – Werden und Vergehen, Reifen und Sterben, Saat und Ernte, Ordnung und Chaos, Wechsel der Generationen mit Weitergabe von Sprache und Kultur. Er fügt sich ein in die Lebensgemeinschaft mit Stein, Pflanze und Tier.“

Diese Haltung galt für ihn auch in Sachen Einwanderung. Pilch stand mit seiner Weltanschauung in einer Reihe mit Konrad Lorenz, Bernhard Grzimek, ja sogar mit geistigen Vorgängern wie Ludwig Klages. Mit Herbert Pilch ist einer der letzten Granden dieser ökologischen Zunft gegangen.