© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

Haltungsnote
Hauptstadt der Debattenkultur
Gil Barkei

Dunkeldeutschland“, „Kaltland“ und Pegida-Hauptstadt. In den arroganten Auslassungen einiger Politiker und Medienvertreter, die sich damit als die wahren Spalter entpuppen, erscheint Dresden als das Mordor der Bundesrepubik. Von „Neid und Mißtrauen“ getriebener Blödsinn, rückt der Professor Joachim Fischer die Elbmetropole wieder ein Stück ins rechte Licht. Vielmehr sei „das Dresden der vergangenen 25 Jahre eine Avantgarde der Zivilgesellschaft“, betont der Soziologe im Interview mit den Dresdner Neuesten Nachrichten. Erfrischend uneingeschüchtert von drohenden, bereits so manchen Intellektuellen kleinlaut werden lassenden Antifa-Aktionen oder medialen Hetzkampagnen, spricht Fischer den Dresdnern seine Anerkennung aus. Sie sollten sich von der „pathologisierten, psychiatrisierten und pädagogisierten“ Darstellung ihrer Heimatstadt in der Öffentlichkeit nicht entmutigen lassen und selbstbewußt sagen: „Wir sind zur Kulturhauptstadt der Streitkultur in Deutschland geworden.“ Wie damals das Thema „Wiedervereinigung“, sei die aktuelle Debatte über den „Umgang mit dem gegenwärtigen Islam“ maßgeblich von der Dresdner Stadtgesellschaft ausgegangen, so daß auch normale Bürger sich verstärkt engagierten.