© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/18 / 11. Mai 2018

DVD: Schwarzer Kies
Besatzer und Besetzte
Werner Olles

Bei dem kleinen Dorf Sohnen im Hunsrück baut die US Airforce 1960 einen Militärflugplatz. Fast 10.000 Soldaten sind dort stationiert. Die US Army wird nach Kräften gemolken. Die Bauern verkaufen ihre Äcker; Kuhställe und Scheunen werden zu Bars und Bordellen umfunktioniert. Über einer dieser Rotlichtbars lebt der vom Krieg gezeichnete Zyniker Robert Neidhardt (Helmut Wildt), der für den Bau der Startbahn den Kies herbeischafft. Doch er zweigt jede zweite Fuhre für den Schwarzmarkt ab. Den Betrug mit dem Kies organisiert der Schieber Krahne (Wolfgang Büttner), und dann ist da auch noch die junge Prostituierte Elli (Anita Höfer), die sich immer den falschen Männern an den Hals wirft.

Eines Tages trifft Robert seine ehemalige Geliebte Inge (Ingmar Zeisberg), die inzwischen mit Major Gaines (Hans Cossy) verheiratet ist. Doch Robert ist die Polizei wegen seiner Schwarzmarktgeschäfte auf den Fersen, und er begeht einen schweren Fehler, der einem jungen deutsch-amerikanischen Liebespaar das Leben kostet …

Bereits die Premiere von Helmut Käutners „Schwarzer Kies“  im April 1961 geriet zu einem Skandal. Der Zentralrat der Juden in Deutschland intervenierte wegen der Darstellung eines jüdischen Bordellbesitzers, der im Film als „Saujud“ beschimpft wird. Die „Junge Deutsche Filmkritik“ und die Anwälte des Oberhausener „Neuen Deutschen Kinos“ urteilten, „Schwarzer Kies“ sei „der schlechteste Film des Jahres eines renommierten Filmemachers“. Die linksliberalen Medien fabulierten von „krassen Klischees statt kritischer Ansätze“. Tatsächlich war das deutsche Kino nie so gut wie hier, aber ein deutscher Film Noir, der die Ignoranz und Arroganz der Besatzer, den Opportunismus und die Raffgier der Besetzten realistisch abbildet, wobei man nie genau weiß, wer eigentlich wen ausbeutet, hatte damals keine Chance. Die Bilder von Kameramann Heinz Pehlke gnadenlos in Düsternis getaucht, ist Käutners Meisterwerk „Schwarzer Kies“ eine schonungslose Abrechnung mit jener Besatzungszeit, die die Einheimischen aus dem Gleichgewicht brachte.

Das Mediabook enthält hochauflösend digitalisiert die Premierenfassung sowie die zensierte Verleihfassung.

DVD/Blu-ray: Schwarzer Kies, Concorde Home Entertainment 2018, Laufzeit etwa 115 Minuten