© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/18 / 18. Mai 2018

Anja Reschke. Unglaublich, aber wahr: Die Journalistin wird für ihre „Toleranz“ geehrt
Königin der Filterblase
Michael Paulwitz

Kein Witz: Anja Reschke erhält den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis! Eine Auszeichnung, die nach einem Säulenheiligen unparteiischer journalistischer Unaufgeregtheit benannt ist, geht an eine der penetrantesten Gesinnungsschreckschrauben des Zwangsgebührenfernsehens. Daß sie selbst ihre Moral-Arroganz für „Haltung“ hält, liegt in der Natur der Sache. Daß man die nackte Kaiserin darin bestärkt, wie gut ihr ihr Gewand doch stehe, macht die Auszeichnung zu einem weiteren Heuchelpreis, die Reschke inzwischen sammelt wie andere Leute Briefmarken.

Besonders in der Migrationskrise lief es für die ARD-Moderatorin so richtig. In einem gefeierten „Tagesthemen“-Kommentar zog sie über Asyl-Kritiker her: Alles Hetzer, ein neuer „Aufstand der Anständigen“ muß her! Seither gilt sie als Mutter Courage der medialen Einwanderungslobby, die es „mutig“ – mit sicherem Job und ordentlichem NDR-Salär – mit dem „Haß“ aufnimmt. Einfühlsame Gesinnungsblätter helfen gerne bei der Stilisierung zur Haltungs-Märtyrerin.

Sonst gibt es über die 45jährige ja auch nicht viel zu sagen. Ihr „Was mit Medien“-Lebenslauf ist unspektakulär: Wohlbehütetes Siebziger-Jahre-Einzelkind, im Münchner Professorenhaushalt aufgewachsen, Studium der Politikwissenschaft in Nähe Elternhaus, erst Privatradio, dann durchgereicht bis zur Innenpolitik-Chefin des NDR.

In diesen Kreisen schaut man mit gepflegter Verachtung auf die armen Tröpfe in den Reihenhäusern und Mietskasernen herab, die Masseneinwanderung und Multikulti nicht ganz so toll finden, weil sie die Folgen täglich vor der Nase haben. Die Moraltiraden, mit denen Reschke sie dafür abkanzelt, müssen sie ja trotzdem selbst zwangsbezahlen.

Im linken Flaggschiff der ARD-Polit-Magazine „Panorama“, das sie seit 2001 moderiert, bekommt das doofe Zahlervolk es allmonatlich eingebleut: Konzerne, Miethaie, Markt und AfD böse, „Deutschtürken“, offene Grenzen und „Flüchtlinge“ gut, selbst wenn letztere vom Schlaraffenland enttäuscht zurück „flüchten“ und sich so als Betrüger offenbaren – Opfer sind sie ja doch. Anja Reschke glaubt tatsächlich, daß die „Panorama“-Moralmessen „die Republik verändert“ haben, und hat darüber sogar ein Buch veröffentlicht.

Natürlich zieht sie nicht nur beim Thema „Asyl“ die Ethik-Herrenmenschenrolle durch. Jüngst arbeitete sie sich mit der „#MeToo“-Masche am Deutschen Fernsehpreis ab. Doch die von ihr als „sexistisch“ und „rassistisch“ gerügte Showeinlage kam aus einer preisgekrönten TV-Serie, die in den zwanziger Jahren spielt. Aber so was kann einer gefeierten „Investigativjournalistin“ schon mal durchrutschen. 

Da kommt der Friedrichs-Preis gerade recht. Der steht übrigens unter der Schirmherrschaft des WDR und ihres Brötchengebers NDR, die auch die Verleihung ausrichten. Auf den öffentlich-rechtlichen Filterblasen-Klüngel ist eben Verlaß.