© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/18 / 18. Mai 2018

Blick in die Medien
Pressekonferenz ohne Presse
Tobias Dahlbrügge

Sturm im Wasserglas: Die Brandenburger Landtagsfraktion der AfD hatte angekündigt, sich an der geplanten Gründung eines Freundeskreises für Israel beteiligen zu wollen. Auf einer folgenden Pressekonferenz ging der Chefreporter der Bild-Zeitung von Berlin-Brandenburg den AfD-Politikern so lange mit dümmlichen Fragen auf den Geist, bis der Fraktionschef sich weitere Fragen von dem Mann verbat. Daraufhin verließen die übrigen Journalisten in einer pathetischen Solidaritätsgeste die Konferenz, die danach von AfD-Vizechefin Birgit Bessin vorzeitig abgebrochen wurde.

Statt sich provozieren lassen – auf dumme Fragen einfach dumme Antworten geben.

Erst nervte Bild-Schreiber Michael Sauerbier mit der unsinnigen Frage, wie Israel-Freundschaft mit „rechter Gesinnung“ zusammenpassen würde, dann versuchte er Bezüge der AfD zu rechtsextremen Provinz-Strukturen zu konstruieren. Schließlich reichte es dem Fraktionsvorsitzenden Andreas Kalblitz, der Sauerbier von weiteren Fragen ausschloß. Damit hatte er zwar im Grunde recht, hätte sich aber von demFlegel nicht provozieren lassen sollen, sondern besser auf dumme Fragen einfach dumme Antworten gegeben.

Die brandenburgische Landespressekonferenz nutzte das Theater allerdings, um daraus einen „schwerwiegenden Eingriff in die Pressefreiheit“ zu schrauben und wortreich als „absolut inakzeptabel“ zu geißeln. Gähn. In einer Stellungnahme werden die Journalisten aufgefordert, nur noch dann an Presseterminen der AfD teilzunehmen, „wenn alle anwesenden Journalisten ein Fragerecht haben“. Sauerbier bedankte sich auf Twitter für die Solidarität seiner Kollegen.

Aus Sicht der AfD ist es ärgerlich, wenn einige ihrer Politiker immer noch in solche Fallen tappen. Etwas rhetorisches Training wäre angebracht. Hingegen haben dieselben Leute, die die Brandenburger AfD nun kritisieren und Sauerbier loben, keine Probleme damit, Islamkritiker etwa von Diskussionsveranstaltungen auszuladen oder ihnen das Wort zu entziehen.