© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/18 / 25. Mai 2018

Leserbriefe

Zu: „Das Kreuz gehört zu uns“ von David Berger, JF 20/18

Ein Heil- und Pluszeichen

Tragisch, wenn gerade das Kreuz in unserer verwirrten Welt von nicht wenigen aus einer falschen Toleranz heraus nicht als ein Heil- und Pluszeichen erkannt wird. Bedenklich, wenn für eine jüdische Kippa viele Tausende demonstrieren, Kreuze aber als lästig sehen. Bedenklich, wenn Vorsteher und Tonangeber der christlichen Religionen mit schlechten Beispielen vorangehen wie Kardinal Marx oder sein oberster evangelischer Kollege Bedford-Strohm, die ihr Brustkreuz auf dem Tempelberg in Jerusalem ablegten oder versteckten. 

Gerade Jesus hat es immer wieder gewagt, mit den damaligen religiösen und politischen Machthabern übers Kreuz zu kommen. Hätte sich der Gekreuzigte dem Zeitgeist angepaßt, wäre kein Christentum entstanden.

Simon Kirschner, Gaimersheim




Ein Signal gegen die Mondsichel

Die Mondsichel beziehungsweise der Halbmond, welche auf vielen Flaggen islamischer Staaten zu sehen sind, gelten als Symbol für den Islam, der für die potentiellen Wähler der AfD ein Feindbild darstellt. Deshalb müßte Markus Söder, um wirklich eine Chance zu haben, der AfD das Wasser abzugraben, konsequent dafür eintreten, daß das Kreuz zukünftig nicht nur in den bayerischen Landesbehörden, sondern auch auf den beiden weiß-blauen Staatsflaggen des Freistaates – der Streifenflagge und der Rautenflagge – sichtbar wird. Und wenn er als Landesvater zeigen möchte, wie wichtig ihm die Sache persönlich ist, sollte er sich das Kreuz auch noch auf seinen eigenen stattlichen Körper irgendwohin tätowieren lassen.   Toni Höck, Much




Atheistisches Abwehrrecht

Dem von mir geschätzten David Berger stimme ich auch hier zu, aber mindestens eine Passage zwingt mich zum Widerspruch: So bestreite ich, daß wir an einem „Scheideweg“ stünden („das Kreuz oder der Halbmond“), da der Atheismus nur „das Präludium der Scharia“ sei. Immerhin sind in meiner Heimatstadt Dresden 80 Prozent Atheisten, in Sachsen insgesamt rund 75 Prozent - also nach Berger sozusagen Türöffner des Islam! Da trifft wohl eher zu, daß der Katholizismus ein „Islam light“ ist, denn Frauen- und Homosexuellenrechte stehen bei Papst & Co. auch nicht gerade ganz oben auf der Agenda. Und vor ein-, zweihundert Jahren erinnerte das christliche Europa eher an den heutigen Orient als an unsere Zeit, was Menschenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter und sexuelle Orientierungen anbelangt. 

Niemand bestreitet indes die christlichen Wurzeln unserer Kultur, aber es gibt zunehmend Menschen, die bewußt und aus eigener Erkenntnis ohne (Aber-)Glauben auskommen. Die Floskel christlich-jüdisch wirkt für mich als Atheisten reichlich unglaubwürdig, und christlich-jüdischer Kulturkreis und Holocaust passen auch nicht so recht zusammen. Zum Glück ist diese Feindschaft beider inzwischen säkularisierter Religionen überwunden, nun sollten Christen auch erkennen, daß sie von der überwiegenden Mehrzahl der humanistischen Atheisten gar nicht so viel trennt.

Siegmar Baumgärtel, Dresden






Zu: „Ich klage an, aber beklage mich nicht“, im Gespräch mit Martin Sellner, JF 20/18

Wahrhaft ungeheuerlich

Es ist der JF hoch anzurechnen, daß sie in der Situation existentieller Bedrohung der Identitären Bewegung Österreich Martin Sellner ausführlich Gelegenheit geboten hat, die Situation darzustellen. Und die ist wahrhaft ungeheuerlich: Da nimmt der Staat Österreich ein paar politische Äußerungen von der Art „Erdogan, hol’ deine Türken ham“ oder „Islamisierung tötet“ – die für sich genommen nie Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens waren –, konstruiert daraus den Straftatbestand einer „Kriminellen Vereinigung“ und überzieht die Verantwortlichen der Bewegung mit Verfolgungsmaßnahmen auf allen Ebenen: Wohnungsdurchsuchungen, Beschlagnahmen, Kontensperrungen. Der nächste Schritt wäre die Inhaftierung. Der österreichische Staat muß sich fragen lassen, was ihn noch von einem totalitären System unterscheidet.

Gerhard Vierfuß, Oldenburg






Zu: „‘Die Opfer werden verspottet’“ von Björn Harms, JF 20/18

Mutig: Ehemaliger DDR-Häftling

Ich finde es ganz fürchterlich, wenn Karl Marx – dessen Ideologie Millionen von Menschen in den Tod trieb – so gefeiert wird. Den Ärger des ehemaligen DDR-Häftlings, der lauthals seinen Protest kundtat, kann ich sehr gut verstehen. Ihm gebührt alle Hochachtung für seinen Mut. Der Gipfel dieser Veranstaltung ist, daß Ministerpräsidentin Dreyer meinte: „Wie schön, daß wir in einem Land leben, wo wir frei unsere Meinung äußern können.“ Seite 3 und 7 derselben JF-Ausgabe (Interview mit Martin Sellner und Bericht über die Identitären Halle) geben beredtes Zeugnis davon, wie die Meinungsfreiheit mit Füßen getreten wird. Da fehlen einem glatt die Worte. Es gibt auch in der Bundesrepublik unzählige Menschen, die wegen Meinungsäußerungen ihre Arbeit verloren haben, und manche, die sogar ins Gefängnis gebracht wurden. Traurig, traurig, traurig!

Irmgard Reich, Nürnberg






Zu: „Pankraz, der Ombudsrat und der Leserbriefonkel“, JF 20/18

In diesem Fall: Weiter so!

Dieser „Pankraz“ trifft wieder mal voll ins Schwarze! Warum lassen sich andere (Print-)Medien so massiv manipulieren? Die JF zeigt doch immer wieder (meistens) den gangbareren Weg. Weiter so!

Joachim Salzmann, Allershausen






Zu: „Perfekt organisiertes Abschlachten“ von Dieter Menke, JF 20/18

Undifferenzierte Gelder-Vergabe

Als Fachtierarzt für Tropenveterinärmedizin und für Mikrobiologie, der Afrika seit 45 Jahren beruflich wie privat immer wieder besucht hat, habe ich diesen Artikel interessiert gelesen und kann ihn voll unterstützen, gerade auch angesichts der undifferenzierten Vergabe öffentlicher Gelder. Gerade habe ich einen Film fertiggestellt (MP4 und BlueRay), der insbesondere das vielschichtige Problem der Elefanten-Population beleuchtet.

Dr. med.vet. Klaus Koch, Overath






Zu: „Zur Ikone geworden“ von Thorsten Hinz, JF 19/18

Baader kommt ganz groß in Mode

Der Autor schreibt, Marx hätte als „Analytiker des Kapitalismus“ in vielem recht behalten. Ließe man das so stehen, könnten doch seine Schlußfolgerungen nicht völlig falsch sein. Dann wäre es vielleicht so, wie die Linken behaupten, daß Marx ein „Großer“ war, dessen Lehren nur falsch verwirklicht wurden. Tatsache ist dagegen, daß die Marxsche Wertetheorie, die die Basis seiner „Analyse“ bildet, längst widerlegt ist. Der Marxismus ist von Grund auf falsch.Das Scheitern der Versuche, diese Theorie umzusetzen, ist folglich nur logisch. Deshalb sollte es auch Sorgen bereiten, wenn Parteien diesen Murks wieder aus der Mottenkiste hervorkramen, um die Herausforderungen von heute zu bewältigen. Roland Baaders „Kreide für den Wolf“ ist dagegen aktueller denn je!

Dr. Holger Rautschek, Nünchritz






Zu: „Feine Sahne Haßfilet“ von Claus M. Wolfschlag, JF 19 / 18

Slime – nicht Haß, sondern Satire

Unbestreitbar: Die Machwerke der Antilopen Gang und von Feine Sahne Fischfilet sind unsäglich. Es ist ein Unding, daß ihre Werke vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk protegiert werden. Ich empfinde es aber als ungerecht, das Werk der Punkbank Slime in diesen Zusammenhang zu stellen. Immerhin hat diese Band auch Satire erschaffen – doch diese darf mitnichten alles, hier wird der große Kurt Tucholsky immer wieder falsch zitiert. Aber wenn sie als Kunst zu klassifizieren ist, dann ist sie durch das Grundrecht aus Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG geschützt. So stellte das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 03.11.2000 (Aktenzeichen 1 BvR 581/00) zutreffend fest, daß sich das Werk „Deutschland muß sterben“ der Punkband Slime als Satire und damit als Kunst klassifizieren läßt, obgleich die künstlerische Schaffenshöhe fragwürdig sein mag. Das betreffende Lied bezieht sich auf das Kriegerdenkmal am Dammtordamm in Hamburg, das 1934 vom dort stationierten Infanterie-Regiment 76 initiiert und 1936 nach dem Entwurf von Richard Kuöhl errichtet wurde. Auf dem Sockel des Denkmals steht der Satz „Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen“ aus dem Gedicht „Soldatenabschied“ von Heinrich Lersch. Diesen Text griff die Band Slime auf und dichtete daraus „Deutschland muß sterben, damit wir leben können“, wodurch sie die Aussage des Kriegerdenkmals persiflierten – das ist dann Kunst, egal, wie man sich politisch dazu positioniert. 

Hiervon kann man bei den „Künstlern“ der Combo Feine Sahne Fischfilet nicht sprechen, denn sie bedient sich schamlos bei Slime, wenn sie „Deutschland verrecke“ singt (der letzten Textzeile aus dem besagten Slime-Titel). Ein reines Plagiat ist keine Kunst. Daher wäre dem Machwerk der Combo, deren Name wie das Produkt eines bekannten deutschen Herstellers von Tiefkühlkost klingt, der Schutz der Kunstfreiheit zu versagen – von einer möglichen Strafbarkeit wegen der Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole ganz abgesehen. Bezeichnenderweise greifen Slime mit „Deutschland verrecke“ die nationalsozialistische Parole „Juda verrecke“ auf, was hier (mit Blick auf das durch die Nationalsozialisten errichtete Kriegerdenkmal) vertretbar sein dürfte, handelt es sich doch um eine Persiflage der NS-Parole. Ganz anders ist das bei der Forderung „Brandbomben auf Dresden“. In der Tat dürfte es sich hier vor allem um selbstbezogene Vernichtungsphantasien handeln, eine auto-aggressive pathogene Zwangsneurose, deren Behandlung durch das Erschaffen von Liedgut wenig erfolgversprechend sein dürfte, außer in materieller Hinsicht – und daß die Toten Hosen gute Geschäftsleute sind, ist auch bekannt.

Dipl.-Jurist André Robin, Forst/Lausitz






Zu: „Kippa statt Konsequenzen“ von Sandro Serafin, JF 19/18

Alter schützt vor Torheit nicht

Wenn Herr Gauland das Existenzrecht Israels als Teil der deutschen Staatsräson sieht und „an der Seite Israels zu kämpfen und auch zu sterben bereit ist“, so sei ihm das unbenommen, Alter schützt vor Torheit nicht. Fraglich ist, ob er dabei im mit Muslimen durchsetzten Deutschland politische Mehrheiten, Polizei und Bundeswehr an seiner Seite hat. – Klar wird durch seine Aussage immerhin, daß auch die AfD nicht Deutschland vertritt.

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Die ETA gibt auf“ von Henning Lindhoff, JF 19/18

Das ist nicht das baskische Volk

Der Artikel verzerrt die Tatsachen. Zu der von ihnen zitierten Demonstration für die ETA-Häftlinge am 21. April in Bilbao mit 10.000 Teinehmern hatten baskische Helfershelfer des politischen Armes der ETA aufgerufen: die Parteien SORTU („geboren werden“) und Euskal Herria Bildu („Das große Baskenland versammelt sich“), die radikale Gewerkschaft Langile Abertzaleen Batzordeak („Kommission patriotischer Arbeiter“), die ETA-Gefangenen-Organisation Kalera Kalera („Straße Straße“) und die Nachfolge-Jugendorganisation der ETA – Ernai („Wach“). Nicht eine einzige spanische oder verfassungskonforme Organisation war anwesend. Das ist nicht das baskische Volk! Das sind radikale baskische Links-Nationalisten, die das Baskenland sozialistisch-revolutionär „befreien“ wollen! Dazu sollen vier spanische und drei französische Provinzen zum großen Baskenland vereint werden, in dem gerade einmal 27 Prozent Baskisch sprechen. 

500.000 Basken gingen dagegen am 12. Juli 1997 auf die Straße, um gegen die Ermordung von Miguel Ángel Blanco durch ETA-Terroristen zu demonstrieren. Sie fordern die Auflösung der ETA – eine von vielen Demonstrationen der Basken gegen den ETA- Terror. Seit ihrem Bestehen hat ETA zwölf Waffenstillstände verkündet, nur mit dem Ziel, sich in der Feuerpause neu zu reorganisieren. Nach eigener Aufkündigung eines Waffenstillstandes haben die Etarras mit doppelter Härte zugeschlagen. Daher bleiben den Sicherheitskräften nur die Waffenstillstandsphasen, um die Terrororganisation reell zu schwächen. Außerdem sorgt eine verbesserte Gesetzesgrundlage (Anti-Terrorgesetz, 2003) für ein konsequenteres Vorgehen gegen den ETA-Terror. Baskische Nationalisten glauben, daß sich ihre Region im permanenten Kriegszustand mit dem Zentralstaat befände. In der ETA-Erklärung vom 8. April 2018 wird fünfmal das Wort Konflikt erwähnt. Es gibt keinen Konflikt! Allein verantwortlich ist die Terrororganisation selbst. Wie immer ist das ETA-Pamphlet zynisch und zwiespältig: „Es soll auch gesagt werden dürfen, daß es ungerechte Aktionen durch den Staat gegeben hat. Der Staat versteckt sich hinter dem Gesetz! Falls man die Untaten des Staates nicht nennen darf, hat unser hervorgebrachter Schaden Applaus verdient!).“ Baskische Nationalisten im Baskenland und in Navarra setzten auch heute Andersdenkende massiv unter Druck. Ihre Jugendorganisationen sind die Schlägertruppen auf der Straße. Daher ist die unterkühlte Reaktion der spanischen Regierung auf die Auflösung der ETA absolut angemessen und korrekt!

Gorm Julian Gerdes, Stuttgart






Zu: „Macrons Bankraub“ von Carsten Müller, JF 18/18

Deutsches Eigentum vernichtet

Die von Macron geplante Vergemeinschaftung der Einlagensicherung und die Bankenunion führen zur Vernichtung deutschen Eigentums und sollten Frankreich auf Kosten Deutschlands vor dem Staatsbankrott retten. Sollte Merkel, wie avisiert, diese Veruntreuung deutscher Steuergelder vornehmen, muß sie wegen Untreue vor Gericht gestellt werden. Am Ende dieser Mißwirtschaft würde sonst auch der deutsche Staatsbankrott drohen.

Herbert Gaiser, München