© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

US-Strafzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte
Triumph der Unvernunft
Albrecht Rothacher

Nach einem langen Hin und Her hat Donald Trump zugeschlagen: Nun gelten Sonderzölle von 25 bzw. zehn Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU, Kanada und Mexiko. Fünfzehn Verhandlungsrunden der EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström mit ihrem US-Kollegen Wilbur Ross, in denen die Europäer gegenseitige Zollkürzungen bei Industriegütern vorschlugen, waren vergeblich, ebenso der Charme von Emmanuel Macron und die kühle Diplomatie von Angela Merkel. Die Kapitulation der Südkoreaner und die leeren Versprechen der Chinesen, ihre US-Exporte in einigen Jahren um 200 Milliarden Dollar zu senken, haben dem US-Präsidenten besser gefallen.

Die EU wird nun Importe – von Jeans bis Whiskeys – mit Gegenzöllen in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar belegen. Auch Kanada kündigte Vergeltung „Dollar um Dollar“ an. Gleichzeitig werden Klagen bei der Welthandelsorganisation WTO eingereicht. Sollten die USA das mit Sonderzöllen auf Pkw-Importe beantworten, wäre ein transatlantischer Handelskrieg ausgebrochen. Doch wundersamerweise steigen die Preise wieder. Beim Stahl, weil China seine Überkapazitäten drastisch reduziert hat. Beim Aluminium, weil die neuen US-Sanktionen den russischen Alu-König Oleg Deripaska und seine Rusal vom Weltmarkt verdrängt haben. Der US-Aluminiumgigant Alcoa macht so jetzt auch ohne Importschutz Superprofite – ein Hoffnungsschimmer?