© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

Aufgeschnappt
Bunt muß aufs Rad
Matthias Bäkermann

Wer die Quote liebt, dem gehen im Londoner Verkehr die Nackenhaare hoch, nicht etwa wegen der Staus oder der wenigen Parkplätze, sondern wegen der Radfahrer. Denn obwohl die Metropole sich mittlerweile als Multikulti-Mekka präsentiere, bringe das Fahrrad hauptsächlich eine ganz spezielle Gruppe schneller in die Stadt, wie Will Norman, städtischer Beauftragter für Fußgänger und Radfahrer, beklagt: die auch sonst gern beargwöhnten „älteren weißen Männer“. Nur 15 Prozent der in London lebenden Schwarzen, Asiaten oder anderen ethnischen Minderheiten treten in die Pedale, beklagte Norman vorige Woche im Independent. Das müsse sich schleunigst ändern, findet auch Duncan Dollimore, Sprecher des Fahrradverbands Cycling UK. Für das Ziel des Londoner Bürgermeisters Sadiq Khan, bis 2026 den Fahrradverkehr an der Themse deutlich zu stärken, müßten deshalb staatliche Mittel eingesetzt werden. Um dem bunteren Teil der neun Millionen Einwohner auf den Sattel zu helfen, könnten spezielle Fahrradkurse für Minderheiten ebenso ein probates Mittel sein wie Subventionen für gesellschaftliche Gruppen, die bisher wenig zweiradaffin seien, schwärmt Fahrradkommissar Norman. Denn ohne eine Mobilisierung der Vielfalt seien Khans Pläne kaum umzusetzen.