© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

Brisante Quelle: Briten bombardierten 1918 das Hauptquartier Kaiser Wilhelms
Fast einen Märtyrer produziert
(bä)

Bisher unbekannte Quellen aus den Archiven des Londoner Museums der Royal Airforce und aus einem französischen Privatbesitz dokumentieren einen spektakulären Angriff auf das Hauptquartier Kaiser Wilhelm II. im Schloß Trelon östlich von Chambrai am 2. Juni 1918. Der britische Militärhistoriker John Hughes-Wilson hat die Ergebnisse in seinem aktuellen Werk „The Kaiser’s Dawn: the untold story of Britain’s secret mission to murder the Kaiser in 1918“ dargestellt. So hatte nach Erkenntnissen britischer Agenten über den Aufenthaltsort des Kaisers das französische und britische Armeekommando während der deutschen Frühjahrsoffensive (JF 12/18) einen Fliegerangriff auf das Schloß Trelon geplant, sogar der französische Eigner des Schlosses, Fréderic de Merode, der im Stab General Philippe Pétains als hoher Offizier diente, habe seine Einwilligung gegeben. Als die vom Flugplatz in Boulogne ausgehende Bombenattacke dann stattfand, sei der Kaiser jedoch gerade auf Frontbesuch gewesen. Sowohl auf deutscher als auch alliierter Seite sei die mißlungene Operation danach geheimgehalten worden. Der britische Historiker John Röhl wertete vergangene Woche gegenüber dem Independent das Scheitern als Glücksfall: „Der Kaiser wäre zum Märtyrer geworden, was sich vielleicht ganz anders auf den späteren Zusammenbruch der Monarchie in Deutschland ausgewirkt hätte.“ 


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