© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/18 / 15. Juni 2018

Zeitschriftenkritik: National Geographic Special
Geheime Gesellschaften
Werner Olles

In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche schießen Spekulationen über Geheimbünde und Verschwörungstheorien üppig ins Kraut. Diesem modischen Trend konnte sich auch die angesehene Zeitschrift National Geographic nicht entziehen und befaßt sich in einer Sonderausgabe (2/2018) mit der Etablierung, der Faszination und den unterschiedlichen Zielen von Geheimgesellschaften. So sind manche wissenschaftlich, andere esoterisch, weitere politisch, ideologisch oder sogar kriminell motiviert. Einige Geheimbünde besitzen eine jahrhundertealte Geschichte und sind auch heute noch aktiv. Dazu zählen die Freimaurer, die der amerikanischen Revolution wichtige Impulse lieferten und die aufklärerischen Ideen der Französischen Revolution vorbereiteten. Zwar wird behauptet, der Ursprung der Freimaurerei sei nicht ganz klar, doch sind sie wohl aus dem 1776 von Adam Weishaupt gegründeten Illuminatenorden hervorgegangen, einer subversiven und religionsfeindlichen Bewegung, deren Umtriebe in der Französischen Revolution und einem Völkermord an Royalisten und katholischen Bauern in der Vendée gipfelten. 

Eine mysteriöse Gruppierung früher Christen waren die Gnostiker. Als herätische Gruppierung galten sie als Sammelbecken von Strömungen wie Neuplatonismus, Zoroastrismus und nahöstlicher Geheimsekten. Die Forschung sieht im Gnostizismus eine Bewegung innerhalb des Frühchristentums, die die Welt für grundlegend schlecht hielt, weshalb sich die Gläubigen ganz und gar der Spiritualität verschreiben sollten. Nur so lasse sich „Gnosis“ erlangen, ein geheimes Wissen um das Göttliche. Unter ihrem Einfluß entstand vor allem in Frankreich, Italien und Deutschland im 11. und 12. Jahrhundert der Kult der Katharer, die glaubten, die Welt sei vom Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und Satan bestimmt, und nur der göttliche Funke im Menschen könne den Weg zur Erlösung weisen.

Dagegen folgten die Tempelritter als Kreuzfahrer dem Aufruf von Papst Urban II. im Jahr 1095, das heilige Land zu befreien. Die Templer, an ihren weißen Umhängen mit rotem Kreuz zu erkennen, wurden zu einem der mächtigsten Ritterorden der damaligen Zeit. Obwohl der Orden 1307 offiziell von König Philip IV. von Frankreich zerschlagen wurde, sehen sich Geheimbünde in Frankreich, Deutschland und Italien als Nachfahren der Tempelritter. Auch der Deutschritterorden wurde gegründet, um christlichen Pilgern im Heiligen Land Schutz zu bieten. Doch entstand er zu einer Zeit, als die Herrschaft der Kreuzritter zu bröckeln begann. Nach ihrer Vertreibung aus dem Heiligen Land christianisierten sie das Baltikum.

Während bei den Rosenkreuzern die Wiederbelebung der griechischen und römischen Antike, nahöstliche Quellen und die jüdische Kabbala eine Rolle spielten, schilderte Dan Browns „Sakrileg“ die Gesellschaft Opus Dei als einen Geheimbund, der eine reaktionäre Strömung im Katholizismus repräsentiere.

Kontakt: G+J Media, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg. Das Einzelheft kostet 9,50 Euro, ein Jahresabo 33,20 Euro. 

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