© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/18 / 15. Juni 2018

Umwelt
Weltweit Vorreiter
Volker Kempf

Als „Der kritische Agrarbericht 2018“ Redaktionsschluß hatte scheiterte gerade Jamaika in Berlin. Wehmut klingt daher im Editorial an, aber auch Hoffnung. „Trendsetter beim Tierwohl“ wollte die verhinderte Vierer-Koalition in spe werden. „Lücken im Tierschutzrecht“ sollten geschlossen werden, und „das Töten von Eintagsküken werden wir endgültig beenden“ hieß es. Die GroKo werde kaum dahinter zurückbleiben können, um ihre Wähler nicht zu enttäuschen. Das ist ein halbes Jahr her. Was ist passiert? Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) will Brütereien beim Ausstieg aus dem Kükentöten doch nicht finanziell unterstützen. Das rot-schwarze Niedersachsen, wo es mit 90 Millionen Tieren mehr Hühner gibt als im restlichen Deutschland zusammen, ist aber anderer Meinung.

Es müssen nicht alle Eier ausgebrütet werden, das spart Energie und erhöht die Brutkapazität.

Es gibt Unstimmigkeiten, was die Finanzierung des Ausstiegs aus dem Kükentöten anbelangt, berichtet das Landwirtschaftsportal „Topagrar.de“. Die Bundesregierung plant nicht, die Anschaffung von Maschinen zur Geschlechtsbestimmung im Ei zu fördern, wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) berichtete. „Mit rund fünf Millionen Euro hat der Bund für die Entwicklung von Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei seinen Teil erbracht“, sagte Klöckner der NOZ. Entsprechende Maschinen sollen das bislang übliche millionenfache Töten männlicher Küken überflüssig machen. Deutschland sei mit den vom Bund geförderten Technologien weltweit Vorreiter. Klöckner rechnete vor, daß den Investitionen in den Brütereien auch Einsparungen gegenüberstehen: „Zum Beispiel müssen nicht mehr alle Eier ausgebrütet werden – das spart Energie und erhöht die Brutkapazität.“ Es bewegt sich zwar etwas. Aber das politische Klein-Klein hat die Regierung längst eingeholt. Gewiß ist nur, für die Eintagsküken zählt jeder Tag.