© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/18 / 15. Juni 2018

„Die Uniform wieder mit mehr Stolz tragen“
Eine Internetschneiderei bietet feine Soldatenröcke nach Maß an
Boris T. Kaiser

Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt“, hat Gustav Heinemann einmal gesagt. Man könnte hinzufügen: Man erkennt den Wert einer Gesellschaft auch daran, wie sie mit jenen verfährt, die für sie stark sein müssen, um sie zu verteidigen. 

Wenn man mit Menschen spricht, deren Beruf und Berufung es ist, ihr Land, seine Bürger und die Demokratie unter Einsatz ihres Lebens zu verteidigen, hört man vor allem eines immer wieder: den Wunsch nach mehr Wertschätzung und Anerkennung aus der Politik und von der Gesellschaft, für die sie so viele Opfer bringen.

„Patriotisch mit einem Sinn für Individualität“

Dies gilt besonders für die Soldaten der Bundeswehr. In dem Land, in dem man Soldaten, mit richterlicher Genehmigung, pauschal als „Mörder“ und die Armee als „Terrorbande“ verunglimpfen darf, gibt es nur allzu wenig gesellschaftliches Gegengewicht, das den Soldaten das Gefühl geben würde, ihr Einsatz würde in irgendeiner Weise mit Dankbarkeit quittiert werden. Daß dieser Undank mit der offenen Herabwürdigung der eigenen Soldaten durch Ursula von der Leyen mittlerweile sogar auf der höchsten Ebene im Verteidigungsministerium angekommen ist, ist ein neuer Tiefpunkt im schon immer schwierigen Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und ihrer Armee. Die marode Ausrüstung und eine Verteidigungsministerin, die mit ihren Taten und Worten nicht weiter von der Lebenswirklichkeit der Soldaten entfernt sein könnte, drücken auf die Stimmung.

Wenn unsere Soldaten eine äußere Aufwertung, zum Beispiel in Form einer schickeren oder zumindest anständig sitzenden Uniform, bekommen wollen, müssen sie diese selbst bezahlen. Außer, wenn sie schwanger sind. Dieser Umstand und seine Mode dürfte den meisten männlichen Soldaten aber zumindest (noch) verwehrt bleiben. Immerhin, inzwischen gibt es attraktive Anbieter, die den Soldaten die Möglichkeit geben, Bürger in adretter Uniform zu werden.

Einer dieser Anbieter ist eigentlich eine Anbieterin. Die Unternehmerin Kathrin Schlüter bietet mit ihrem Unternehmen „Schlüter Uniformen“ im Netz Maßgeschneidertes für Soldatinnen und Soldaten an – das Firmenmotto: „Deutschland dienen mit Stil“. Das funktioniert laut Internetseite so: Die Uniform – egal ob Heer, Luftwaffe oder Marine – wird nach den vom Kunden eingereichten Vermessungsdaten geschneidert. Weitere Feinanpassungen werden nach Fertigstellung des edlen Soldatenzwirns durch zahlreiche Partnerschneidereien vor Ort vorgenommen. Die Vorschriften der Bundeswehr werden dabei genauso berücksichtigt wie handgestickte Abzeichen und Kragenspiegel. Die Uniformjacke des Heeres gibt es beispielsweise ab 450 Euro. Das Innenfutter kann für fünf Euro mehr  auch in Sani-Blau, Panzer-Rosa, Aufklärer-Goldgelb oder Jäger-Grün bestellt werden und auf Anfrage spezifisch mit Symbolen versehen werden.

Ihre Unternehmenskultur beschreibt die Ehefrau eines Admiralstabsoffiziers im Interview mit dem Nachrichtenportal „Wirtschaftswoche Gründer“ folgendermaßen: „Patriotisch mit einem Sinn für Individualität.“ Und fügt hinzu: „Die Trägerinnen und Träger sollen die Uniform wieder mit mehr Stolz tragen.“

Sätze, die wohl so manchem Militärhasser das Blut in den Adern gefrieren lassen. Dabei ist Schlüter alles andere als reaktionär und entspricht so gar nicht dem linken Klischeebild des „treudoofen Soldatenfrauchens“. Ganz nach dem Motto „Selbst ist die Frau!“ hat sie das Start-up nach eigenen Angaben in ihrer Elternzeit nahezu alleine aufgebaut. Inzwischen hat sich der Onlineshop der selbstbewußten Frau bis nach Washington herumgesprochen, beliefert Kunden in der ganzen Welt und möchte auch für Feuerwehr und Polizei interessant werden. 

Auf eine Modernisierung und Verbesserung der Uniformen im eigenen Haus warten zumindest deutsche Soldaten weiterhin vergeblich. Wie auf so vieles, für das im Etat kein Geld da ist. So laufen große Teile der Truppe weiter in schlecht sitzenden Uniformen herum, die für die durchschnittliche Athletik und Körpergröße vergangener Generationen entworfen wurden und sowieso nie dafür gedacht waren, Glanz und Gloria auszustrahlen. Leider ging und geht das auch zu Lasten der Strahlkraft der Werte, für die Uniformen und ihre Träger stehen.