© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/18 / 22. Juni 2018

DVD: The Killing – Die Rechnung ging nicht auf
Gescheiterte Ganoven
Werner Olles

Johnny Clay (Sterling Hayden), nach fünfjähriger Haft aus dem Zuchthaus entlassen, plant einen großen Coup: Zusammen mit vier anderen will er die Kasse aus dem Büro einer Pferderennbahn stehlen. Mit einem Trick zweier Komplizen, von denen der eine im entscheidenden Moment ein Pferd auf der Rennbahn erschießt, und der andere eine Schlägerei provoziert, gelingt der Coup. Doch dann taucht eine Bande auf, die von der Frau eines der Beteiligten von dem Plan erfahren hat, und es beginnt ein tödlicher Kampf um die Beute, dem nur Johnny entkommt. Auf dem Flugplatz wird er jedoch von der Polizei erwischt, als sich durch einen Zufall sein Koffer mit dem Geld öffnet.

„The Killing“ (USA 1956, erster Kinotitel „Die Rechnung ging nicht auf“) ist ein frühes Meisterwerk des damals 28jährigen Stanley Kubrick. Der packende Kriminalfilm besticht durch seine Besetzung – Sterling Hayden, Vince Edwards, Ted de Corsia, Jay C. Flippen, Elisha Cook jr. als Ganoven und Coleen Gray und Marie Windsor als Gangsterbräute – ebenso wie durch seine ausgeklügelte Bildsprache, die die spannungsgeladenen Beziehungen zwischen den handelnden Personen augenfällig dramatisiert; zudem ist er mit kühler Präzision und einem Anflug von bitterer Ironie inszeniert.

Kubricks Film ist einerseits noch ganz der Schwarzen Serie verpflichtet, andererseits sind seine Themen – die vergebliche Jagd nach dem Glück und eine Identitätssuche, die durch den Verrat bedroht ist – Auslöser für eine Welle von sogenannten „Big caper“-Filmen der 1950er Jahre, die mit John Hustons stilbildendem „Asphalt-Dschungel“ (1950) begann, in dem es um einen Juwelenraub geht, der Verrat und Betrug nach sich zieht. Auch in Kubricks „The Killing“ sind die Protagonisten Gescheiterte, die in einem Versuch, ans große Geld zu kommen, ihre letzte Chance sehen.

In seiner Exposition zunächst etwas schleppend und düster inszeniert, dann aber von sich stetig steigernder Spannung, realistisch hart in der Handlungskonzeption, trifft Kubrick sowohl in formaler als auch in inhaltlicher Hinsicht Atmosphäre, Milieu und die spezifische Mythologie des amerikanischen Gangsterfilms glaubwürdig. Ein Kleinod des Genres!

DVD/Blu-ray: The Killing – Die Rechnung ging nicht auf. Koch Media 2018, Laufzeit etwa 85 Minuten