© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/18 / 22. Juni 2018

Das Verschwinden des Nationalstaats als kulturelle Revolution
Neue EU-Generation der Unbedingten
(wm)

Immer wieder erweist sich die Lektüre vermeintlich verstaubter akademischer Qualifikationsschriften als aufschlußreich. So erfuhr der Schriftsteller Ulrich Schacht Erstaunliches aus der juristischen Arbeit „Das Recht der Wirtschafts- und Währungsunion Europas. Erster Band: Die Vergemeinschaftung der Währung“, mit der Martin Selmayr 2002 in Passau promovierte. Jean-Claude Juncker beförderte Selmayr kürzlich blitzartig zum Generalsekretär der EU-Kommission und damit an die Spitze des 30.000 Beamte umfassenden Brüsseler Verwaltungsapparates. (Tumult, 2/2018). Seine Dissertation feiere die Währungsunion als „kulturelle Revolution“, ziele auf das Verschwinden des Nationalstaats, strotze vor „Unterwerfungsbegrifflichkeit“ und offenbare, wie fanatisch Selmayr in „scheinrechtlich abgesicherten Staatsstreichkategorien denkt“. Das EU-Recht verstehe er bis heute als „transgressiv angewandte Staatsstreich-Technik“, der nur Großbritannien durch den Brexit entkommen sei, während die Osteuropäer sich noch gegen den Rückfall in den „Sklavengebiets-Status“ als Brüsseler „Generalgouvernement“ wehren. In seiner heutigen Machtposition sei Selmayr ein „Hauptvertreter der neuen europäischen ‘Generation der Unbedingten’“, die ein ähnlich totalitäres Projekt verfolge wie ihre Vorgänger in Reinhard Heydrichs Reichssicherheitshauptamt. 


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