© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/18 / 06. Juli 2018

Aufgeschnappt
Gestöhnte Inklusion
Matthias Bäkermann

Benachteiligungen sind schlecht. Erst recht, wenn Menschen aufgrund körperlicher Defizite von gewisser Teilhabe ausgeschlossen sind, gilt Inklusion mittlerweile international als Maxime. Signifikanter Eifer ist dabei von Institutionen mit angekratztem Image gefordert. Die luxemburgisch-kanadische Medien-Holding Mindgeek, mit Pornhub Marktführer für „Erwachsenen-Unterhaltung“, ist so ein Fall, da helfen der Firma auch weltweit bessere Online-Zugriffszahlen als Ebay wenig. 

Ende Juni hatte Pornhub-Vizepräsident Corey Price in New York angekündigt, taube und schwerhörige „Individuen“ nicht länger diskriminieren zu wollen. Unterstützt wird der neue Service durch die firmeneigene Stiftung „philanthropic division Pornhub Cares“. Nachdem schon zuvor für Sehbehinderte eine Filmdatei mit vergrößerten Pornofilmen eingerichtet wurde, sollen jetzt Untertitel bei über tausend Sexfilmen eingesetzt werden, die auch „non-vocal-audio“, also Gestöhne etc., umfassen und die akustische Handlung „so authentisch wie möglich“ visualisieren. Da sich die Dialoge der Darsteller ohnehin meist an „leichter Sprache“ orientieren und zudem viele Filme alle geschlechtlichen Vorlieben berücksichtigen, dürfte jetzt auch die strengste Gleichstellungsbeauftragte zufriedenstellt sein.