© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/18 / 06. Juli 2018

Juliane Leopold. Qualitätsjournalismus? Tagesschau.de setzt lieber auf Gesinnung
Euphorisch bis wütend
Ronald Berthold

Im Journalismus gilt „Haltung“ oftmals mehr als redaktionelle Qualität. Insofern paßt es, daß tagesschau.de mit Juliane Leopold eine „Antifaschistin“ zur neuen Chefredakteurin gemacht hat. Die 35jährige Feministin wittert überall Rechtsextreme, denn: „Dieser Rechtsradikalismus und der mit ihm einhergehende Rassismus“, so schreibt sie, seien „nicht nur am sogenannten rechten Rand vorhanden“. Die AfD bezeichnet sie schon in einer Überschrift als „braune Brühe“. Und selbst Helmut Kohl habe „mit seinen Worten und Taten exakt die Ressentiments“ bedient, die zur Fremdenfeindlichkeit gehörten.

Offenbar alle, die nicht bedingungslos für offene Grenzen werben, sind verdächtig. Für die neue Online-Chefin des ARD-Flaggschiffes gehören auch der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht in dieses Milieu. Beiden wirft die gebürtige Hallenserin vor, „mit ihren Aussagen den Haß auf Menschen“ zu schüren.

Zum Selbstverständnis der vom Rundfunkbeitragszahler finanzierten Journalistin gehört, daß sie ihren Bericht über die „offen völkische und rechtsradikale“ AfD mit einem Bild dreier zum Hitlergruß gereckter Arme illustriert. Und im Einstieg stellt sie einen Zusammenhang zur Terrorgruppe NSU her. Damit erfüllt sie wohl die Kriterien, die die Branche als Mut und Zivilcourage – kurz: Haltung – versteht. Die Intendanten der neun ARD-Landesrundfunkanstalten bestimmten sie zur neuen Nummer eins im öffentlich-rechtlichen Digitaljournalismus und damit seit 1. Juli zur Nachfolgerin von Christiane Krogmann.

Fachlich ist Juliane Leopold dagegen bisher nur in bescheidenem Maße in Erscheinung getreten. Bis 2016 war sie Chefredakteurin des bei Experten nicht immer als seriös bekannten Nachrichtenportals „BuzzFeed Deutschland“. Daneben schrieb sie ab und zu für den linkslastigen Freitag des Jakob Augstein, die Zeit sowie die Neue Zürcher Zeitung. Und sie betreibt den Blog „Kleinerdrei“, auf dem sie im Oktober den oben erwähnten Bericht über die AfD mit den zitierten Passagen veröffentlichte. Die Netzseite beschreibt sich als „euphorisch bis wütend, stets mit einer großen Portion Feminismus“. Den Genderstern benutzt die studierte Kommunikationswissenschaftlerin dort obligatorisch – nicht nur bei „Migrant*innen“.

Daß selbst der verstorbene Helmut Kohl in ihr Visier gerät, liegt daran, daß der Kanzler der Einheit gesagt habe, hier lebende Türken „seien in Deutschland grundsätzlich und niemals ‘integrationsfähig und auch im übrigen nicht integrationswillig’“.

Bisher hat Juliane Leopold die Redaktion nur „beraten“. Nun kann „ARD-aktuell“ mit der neuen Führungskraft „das Profil von tagesschau.de weiter schärfen“, wie sich NDR-Intendant Lutz Marmor freut.