© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/18 / 13. Juli 2018

Die Modernisierungsumlage führt zu Mieterüberforderung
Renditeerwartungen
Jörg Fischer

Michael Voigtländer hat in der Regel die Rendite finanzkräftiger Immobilieninvestoren im Blick. So forderte der Fachhochschulprofessor kürzlich die Kommunen auf, ihre noch verbliebenen Wohnungen meistbietend zu verkaufen (IW Policy Paper 8/18). Damit könnten Schulden abgebaut werden. Mit den freiwerdenden Mitteln ließen sich Schulen sanieren, Kitas einrichten oder der ÖPNV ausbauen. Für die Mieter sähe die Rechnung anders aus: Ohne drastische Mietsteigerungen rechnen sich hohe Kaufpreise für die Käufer nicht.

Doch Voigtländer ist auch Mitarbeiter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Und das wird von den Unternehmerverbänden BDA und BDI getragen. Deren Mitglieder suchen bezahlbare Fachkräfte und müssen hochpreisige Autos und andere Konsumgüter an deutsche Endkunden verkaufen – das beißt sich mit den Renditeerwartungen der Immobilien-AGs. Sprich: Wer vierstellige Kaltmieten zahlen oder überteuerte Eigentumswohnungen abstottern muß, hat kein Geld mehr für einen teuren e-Golf oder solide Miele-Qualität. Deswegen entdeckte Voigt­länder nun öffentlichkeitswirkam die Mieterüberforderung bei der Modernisierungsumlage (IW Policy Paper 11/18). Auch die AfD-gejagten Regierungsparteien wollen nun plötzlich die entsprechende Mieterhöhung von elf auf acht Prozent sowie auf maximal drei Euro je Quadratmeter absenken.

Doch das schmälert die Rendite von Luxussanierungen oder der irrwitzigen Wärmedammung. Voigtländer verlangt daher eine Erhöhung der steuerlichen Abschreibung. Wenn Mieter dann mit der ausgebliebenen Mieterhöhung ein teureres Auto kaufen, könnte das über die höhere Mehrwertsteuer teilweise gegenfinanzert werden. Die einfachste Lösung wäre eine politische: Weniger Einwanderung senkt perspektivisch die Wohnungsnachfrage und hält Mieten und Immobilenpreise im Zaum – aber ob das der IW-Klientel recht wäre?

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