© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/18 / 13. Juli 2018

Bologna-Reform in Deutschland exzellent umgesetzt: Regierung gibt sich Bestnoten
In rosaroter Beleuchtung
(wm)

Noch kurz vor der Ende Mai in Paris anberaumten Konferenz der Wissenschaftsminister aus 48 „Bologna-Staaten“ wollten Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und die Kultusministerkonferenz die Bundesrepublik mit einem rosarot malenden „Umsetzungsbericht“ zum Bologna-Musterschüler adeln. Deutschland habe von der 20 Jahre alten Hochschulreform eigentlich nur profitiert. Alles sei bestens verlaufen, man sei nun „europäisch exzellent vernetzt, attraktiv und anschlußfähig“. Für den Kolumnisten Karl-Heinz Reith spiegelt sich darin nichts weiter als „Unfähigkeit zur Selbstkritik“, die mit Selbstbeweihräucherung kompensiert wird (Deutsche Universitätszeitung, 4/2018). Zufrieden seien nur Mediziner, Juristen und Apotheker, weil sie sich die Reform mit ihrer Aufteilung des Studiums in Bachelor und Master „erfolgreich vom Halse halten konnten“. Das ursprüngliche Ziel, den Master für eine elitäre Bachelorgruppe zu reservieren sei krachend gescheitert, da 82 Prozent der B.A.-Absolventen zum Masterabschluß streben. Auch weil der größte deutsche Arbeitgeber, der Staat, einem Bachelor  den Zugang zum höheren Dienst verwehrt. Mehr „Internationalität“ wurde ebenfalls verfehlt, weil meist nur Studenten aus „begüterten Elternhäusern“ die Chance zum Auslandsstudium ergriffen. Ein „generelles Zurück“ sei trotzdem nicht in Sicht. 

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