Hallo“, ruft einer hinter mir. Ich schiebe den Einkaufswagen weiter. In welchem Regal ist der Honig nur jetzt? Warum mußte sich die Edeka-Leitung ein neues Konzept ausdenken und alles umräumen? Eine junge Frau mit Headset kommt mir entgegen. Sie quatscht unentwegt. „Hallo“, ruft es hinten. Ich rolle an einem Jugendlichen vorbei, der mit stumpfem Blick auf das Display seines Smartphones stiert. „Ey, isch hab kein Netz“, fängt er an zu schimpfen. „Hallo“, ruft ein Mann, der mich nun eingeholt hat. „Warum fahren Sie mit meinem Einkaufswagen herum?“

Langsam wird ihr Geplapper leiser. Sie hatte die Kassiererin nicht mal gegrüßt.

Ich schaue genauer in den Wagen. Dort liegt meine Margarine zwischen unbekannten Gouda-Packungen, Pasta-Saucen und Tomaten, die ich dort niemals hineingelegt haben kann. „Entschuldigung, ich muß aus Versehen Ihren Einkaufswagen gegriffen haben“, sage ich und eile zu meinem Wagen zurück, der immer noch einsam an einem Regal auf mich wartet. 

Jetzt aber Richtung Ausgang. Vorne an der Kasse bezahlt eine Dicke eine kleine Limo. „Mit Karte“, sagt sie. Vor mir steht die Frau mit dem Headset. Sie redet ohne Pause, während sie ihre Waren auf das Kassenband legt. Sie wäre unlängst in der neuen Ausstellung im Museum für Moderne Kunst gewesen, hätte dort interessante Eindrücke mitgenommen. „Rubens? Damit kann ich gar nichts anfangen. Da gehe doch mal besser alleine hin“, sagt sie, während sie an der Reihe ist. „Nein, ich brauche moderne Kunst, etwas mit eigenständigem Ansatz. Etwas, das mich vielleicht zum Denken anregt.“ 

Die alte Kassiererin schaut zu ihr hoch: „11,35 Euro.“ Während die Frau mit dem Headset ihre EC-Karte in das Gerät steckt, sagt sie: „Ja, in dieser Ausstellung fand ich den politischen Ansatz klasse. Diese Vision einer humaneren Welt.“ Dann eilt sie auch schon fort mit ihrer Zucchini, den Gummibärchen, ihrem Schnittkäse und dem Kefir. Langsam wird ihr Plappern leiser. Sie hatte der Frau an der Kasse nicht mal „Guten Tag“ gesagt.