© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/18 27. Juli / 03. August 2018

Frisch gepresst

Spengler. Peter Strasser, emeritierter Grazer Philosoph, ist ein schreibseliger Verfechter des humanitären Universalismus, der sich mit vierzig Büchern nicht hinter dem Ausstoß von Jürgen Habermas, seinem Bruder im Geiste, verstecken muß. Strassers „Paradieses-Sehnsucht“ hofft auf eine „befriedete Menschheit, die ihre Zukunft an den Ideen der absoluten Wahrheit, der unveräußerlichen Menschenwürde und der Gleichheit aller Menschen ausrichtet“. Von solchen Kindereien hielt der Geschichtsdenker Oswald Spengler (1880–1936) gelinde gesagt wenig. Für seinen Grazer Antipoden geht es daher zum 100. Jubiläum von „Der Untergang des Abendlandes“ darum, dem „Kultur- und Wahrheitsrelativismus“ dieses „Propheten universaler Friedlosigkeit“ entgegenzutreten. Die anhand des gegenwärtigen Zustands der multipolaren Weltordnung angestrebte Widerlegung Spenglers scheitert jedoch kläglich. Denn die universalistische „Utopie des Westens“, an die „wir uns schrittweise annähern“ sollen, stoße leider an Grenzen. Die der „politische Islam“ sogar im Innern der von Strasser gepriesenen multikulturellen Gesellschaften ziehe. Und der Islam scheine bezüglich des westlichen Wahrheitsuniversalismus „zur Zeit nur äußerst begrenzt lernfähig“. Womit Spengler recht zu behalten drohe: „Menschengeschichte ist Kriegsgeschichte.“ (wm)

Peter Strasser: Spenglers Visionen. Hundert Jahre Untergang des Abendlandes. Verlag Braumüller, Wien 2018, gebunden, 127 Seiten, 18 Euro





Gegen Linksismus. Stefan Müller, Autor des Buches mit dem polarisierenden Titel „Linksversifft!“, versucht sich an der Schaffung neuer Begriffe. So sagt er dem „Links-ismus“, wie er das gegenwärtige Meinungsklima im Land nennt, den Kampf an. Zunächst präsentiert er seinen Lesern ein signifikantes Panorama des Marxismus. An diesen Stellen bietet das Buch einen echten Mehrwert. Müller arbeitet sich auch kritisch an aktuellen Auswüchsen des linken Denkens wie „Gender Mainstreaming“ und „Critical Whiteness“ ab. Deutliche Schwächen offenbart das Buch, wo er über die „wenigen Besitzenden dieser Welt“ schreibt. Statt Roß und Reiter zu nennen, bleibt er bei vagen Andeutungen. Ergänzende, teils hanebüchen anmutende Querverweise des Verschwörungstheoretikers Jan van Helsing schaden dem Gesamteindruck deutlich. (ag) 

Stefan Müller: Linksversifft! Über Meinungsdiktatur und Deutschlandhaß. Amadeus Verlag, Fichtenau 2018, broschiert, 350 Seiten, 19 Euro